Lilly Gacenbiller: Schneller

Meine Schritte hallten über den Waldboden. Der Wind wirbelte die vielen Blätter durch die Luft, während ich den breiten Waldweg entlang eilte. Ich wurde immer schneller.

Ich versuchte möglichst gleichmäßig zu atmen, was mir unglaublich schwer fiel.

Immerzu wandte ich mich nach hinten um und stellte dabei erleichtert fest, dass niemand zu sehen war.

Der Wald schien dunkel und düster und meine Schritte klangen übernatürlich laut in der Stille. Ich keuchte. Allein die frischen und herbstlichen Farben der Blätter, die auf dem sandigen Boden verteilt lagen, lösten die erdrückende Stimmung. Grüne, rote, gelbe.

Ich hatte mich über die Bedeutung dieser Farben informiert: die Farbe Grün steht für Gift, Rot für Feuer oder Glut und Gelb für den Optimismus…

Ganz genau, bleib optimistisch, dachte ich. Es sind schöne Farben.

Doch während die Farben einerseits Wärme und Schutz versprachen, raschelten die Blätter laut, als wollten sie mich verraten. Meine Schritte wurden hektischer.

Ich wusste, mir blieb nicht mehr viel Zeit.

Ich legte einen Sprint ein. Hauptsache fort, bloß weg von hier. Ich lief und lief, so schnell mich meine Beine trugen. Nein, dachte ich, die Zeit darf noch nicht um sein, ich muss noch weiterkommen…

Dann vibrierte meine Uhr. Ich blieb stehen und sah keuchend auf das Display. „Vier Kilometer“, flüsterte ich.


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