Ella Ziegert – Eleutheria

Eleutheria

In einer Welt
So modern und so zerbrechlich,
Da lebte ein kleiner Frosch.
Er war noch jungen Alters,
Steckte voller Energie
Und Faszination für die Welt, die ihn hervorgebracht.

Die Zeit verging und unser kleiner Frosch,
Genannt Eleutheria,
Wuchs heran,
Behütet und beschützt von seinem Umfeld,
Abgeschirmt von der Welt.

Es kam der Tag,
Da Eleutheria mehr von jener sehen wollte.

Und so hüpfte er zu seinen Eltern
– Ich möchte wissen, was hinter dem Teich liegt.
Sagte er
Und sie antworteten
– Bloß lauter Gefahren und eine Welt, ohne die du besser dran bist.

Diese Antwort musste verdaut werden.
Nach einer langen Nacht
Sehen die Dinge zumeist anders aus.
Man blickt auf sie mit anderen Augen,
Hatte Zeit, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Doch an Schlaf war nicht zu denken.
Zu laut waren die Stimmen in Eleutherias Kopf.
Sie stritten,
Waren hin- und hergerissen
Und machten sich gegenseitig Vorwürfe.
Kurz vor dem Aufgeben,
Da erklang eine neue Stimme,
Ganz leise
– Wie können wir dem vertrauen, das wir nur gehört,
– Nicht jedoch gesehen?
– Können wir Gegebenes als Wahrheit akzeptieren,
– Ohne das Geringste über die Tatsachen zu wissen?

Da entstand ein Entschluss
Und Eleutheria,
Von neuer Energie erfüllt,
Sprang auf.

Packte das Nötigste zusammen,
Schrieb einen Zettel
– Auf der Suche nach Wahrheit verlasse ich Euch.
– Wer weiß, was mir unterwegs begegnet,
– Möglicherweise kehre ich als anderer zurück,
– Möglicherweise merke ich, dass Ihr Wahrheit spracht.
– Euch ewig liebend,
– Eleutheria.
Und verschwand in die Schatten der Nacht.

Es folgten Tage und Nächte
In denen Eleutheria völlig Neues entdecken,
Mit zahlreichen anderen Tieren sprechen
Und einer Wahrheit kein Stück näherkommen sollte.

Nach bitterer Enttäuschung jedoch,
Im Moment größter Hoffnungslosigkeit,
Begegnete ihm eine weise Eidechse,
Fragte nach einer Geschichte hinter dem kleinen Frosch.

– Von zu Hause weggelaufen also,
– Willst du wohl in den Genuss der Freiheit kommen?

Ein neuer Begriff,
Auch der Eidechse unmöglich, zu erklären.

Fortan, beschloss Eleutheria,
Wollte er danach suchen.
Nach Freiheit.
Und ihrer wahren Bedeutung.

Alles um ihn herum rückte in ein anderes Licht,
In jeder Kleinigkeit schien sich das Wort finden zu lassen
Und dennoch nirgends.

War es Freiheit,
Dass Eleutheria hier sein konnte,
Leben konnte
Und diese Reise machen konnte?
Oder waren dies nur Entscheidungen?

War es Freiheit,
Denken zu können,
Atmen zu können,
Essen zu können,
Trinken zu können,
Leben zu können?
Oder waren dies nur Nebenwirkungen eines Lebens,
Um das nie gebeten wurde?

War es Freiheit,
Unter dem Vorsatz Wahrheit zu sprechen,
Andere zu verletzen?
Oder war dies pure Leichtfertigkeit?

War es Freiheit,
Zu bestimmen, wer man ist,
Was man glaubt,
Wen man liebt?
Oder waren dies nur komplexe Vorgänge im Gehirn?

Vielleicht war all dies Freiheit,
Alles gemeinsam,
Jede Komponente für sich.

Vielleicht war es nichts davon.

Vielleicht müssen wir alle unsere eigene Freiheit finden,
Eine eigene Definition,
Sofern es eine solche gibt.

Vielleicht geht es letztendlich nur darum,
Sich selbst zu finden,
Sich zu akzeptieren.

Wir müssen uns fragen,
Wie wir dieses Leben verbringen wollen,
Dieses eine,
Das wir haben.

Wollen wir ewig leben
Oder sagen können,
Wirklich gelebt zu haben?

All diese Entscheidungen liegen in unserer Hand,
Wir müssen sie nur treffen.

Und vielleicht,
Ja vielleicht
Finden wir auf dem Weg unsere Freiheit.


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