Don Langer, Merlin Obst, Frederik Schmid – Grenzen sind zum Überschreiten da

Falls dieses Lustspiel einen Preis gewinnen sollte, werden die drei Autoren jeweils  die Figuren verkörpern und eine schauspielerische Glanzleistung präsentieren. In diesem Sinne: Frohes Lesen!

 

Erste Szene: Ein altes Verlies.

Gefängniswärter Siegfried von Georgenhausen II, Günther, Friedrich

Siegfried: (In das Verlies tretend) Grüßt Gott, Sportsfreunde von der Heide! Der frühe Vogel fängt den Wurm, nicht wahr, die Herren?

Friedrich: Sehr wahr, sehr wahr! Doch… (schreiend) Mein lieber Herr Gesangsverein,
wann werden wir endlich entlassen?

Siegfried: Ich sag mal so Ganove: Das Leben ist kein Zuckerschlecken.

Günther: Jetzt mach aber mal halblang, wir sind ja keine Übeltäter!

Siegfried: Und ob ihr welche seid! Dem guten Jürgen das Leben nehmen, nennt ihr
keinen Delikt? Halunken seid ihr!

Friedrich: Wie heißt es doch so schön? Den Jürgen musst du würgen, hat uns kräftig
Spaß bereitet. Nicht wahr, Günther?

Günther: Des einen Leid ist des anderen Freud, Kumpane.

Siegfried: Ihr habt doch nicht mehr alle Latten am Zaun. Damit wollt ihr Spitzbuben eure
Schandtat rechtfertigen? Da werde ich ja fuchsteufelswild! Geht euch
vergraben, die Schaufel geht auf mich.

Günther: Na hör mal! Aber was ist mit meiner Familie? Meine Frau und Kinder warten
Zuhause auf mich… Obwohl, meine Kinder sind alle fünf Mal lebenslänglich
in Haft.

Siegfried: Na sowas! Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.

Friedrich: Ich meine, der Pole da drüben ist zum Beispiel auf einer Eisbahn
eingebrochen. Haha! Fast so komisch, wie ins Gefängnis einzubrechen.
Hahaha!

Siegfried: Ist noch alles fit im Schritt bei dir?

Friedrich: Alles in Butter!

Günther: Wie dem auch sei. Ich frag nochmal ganz lieb, könnten Sie uns bitte aus
diesem Verlies herausgeleiten, oder müssen wir doch die schweren
Geschütze auspacken?

Siegfried: Seid ihr gehirnamputiert, ich bin Gefängniswärter.

Günther: Naja, die dümmsten Bauern haben bekanntlich die dicksten Kartoffeln.

Friedrich: Du nimmst mir die Worte förmlich aus dem Mund, mein Verbündeter.  Hach, damals als Bauer war das Leben noch erste Sahne. Ich muss unbedingt hier
raus!

Siegfried: Ihr habt doch schon zwei Mal versucht, auszubrechen. Ich sag ja immer: Wer
im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

Günther: Ich sag ja auch immer: Aller guten Dinge sind drei. (flüsternd zu Friedrich)
Man soll den Tag zwar nicht vor dem Abend loben, doch dieses Mal schaffen
wir es bestimmt.

Siegfried: Nun denn, ich muss jetzt schuften gehen. Die Zeitung liest sich ja nicht
von allein. (geht ab)

 


Zweite Szene: Dasselbe Verlies


Die Vorigen und kurz darauf Karl-Heinz


Siegfried: Soooo, meine Sportsfreunde von der Heide, alle Augen zugemacht, ihr schlafet jetzt die ganze Nacht!

Günther: Nicht anders, der Herr. (nach kurzem Schweigen aufgeregt und flüsternd  zu)

Friedrich: Der Moment der Wahrheit ist nun gekommen! Ich bin ja wirklich
gespannt wie ein Flitzebogen, ob die Rechnung aufgeht.

Karl-Heinz: (aus der Nachbarzelle) Was kommt mir da zu Ohren? Ihr wollt euch aus dem Staub machen, heut Nacht?

Friedrich: Schreib dir eines hinter die Ohren: Solltest du uns verpfeifen, bist du fällig, Kumpane!

Karl-Heinz: Ganz im Gegenteil, ich gehe euch ab jetzt auf die Palme. Nach so vielen
Jahren ist es Zeit für mich, hier Reißaus zu nehmen.

Günther: Also gut. Soll es uns recht sein. Hoffentlich endet das nicht in einem Saftladen. Ich will ja nicht den Löffel abgeben!

Friedrich: Nun, irgendwie werden wir uns schon durchwurschteln. So Pi mal Daumen solltest du, Günther, den alten Siegfried um 20:01 Uhr eine pfeffern, damit
Karl-Heinz ihm anschließend den Schlüssel für das Tor stibitzen kann. In binnen Sekunden danach schleicht ihr euch zum Tor, wo ihr mich vorfinden werdet.

Karl-Heinz: Du willst, dass wir uns die Finger schmutzig machen, während du selbst dich auf die faule Haut legst?

Friedrich: Und ob! Ich bin schließlich der Schmieder des Masterplans. Übrigens, noch ein Widerspruch und du bekommst einen hinter die Löffel.

Karl-Heinz: Ist ja gut, fahr du mal einen Gang runter. Dann werde ich wohl gleich meinem
Fingerspitzengefühl freien Lauf lassen müssen. (geht mit Günther ab zu

Siegfried; Friedrich entwischt durch ein Loch hinter der Keramikanstalt)

 


Dritte Szene: Am großen Tor des Verlieses


Friedrich


Friedrich: Verdammte Axt, die Wachen am Tor sind ja noch wach. Da werd’ ich  denen wohl zeigen müssen, wo der Hammer hängt. (nach dem Erledigen der
Wachen) Das war ja leichte Beute für mich. Ach, da kommen soeben meine
Komplizen. Die wurden wohl auch mit dem Satz: Pünktlichkeit ist das A und
O, erzogen.

 

Vierte Szene: Ein verlassener Wald


Friedrich, Günther, Karl-Heinz


Günther: Puuh… Ich bin völlig außer Puste. Ich bin kurz davor, den letzten Atemzug zu machen. Aber wo sind wir hier eigentlich gelandet? In Absurdistan oder was!?

Friedrich: Sag mal, hast du etwa Tomaten auf den Augen, oder siehst du etwa den Wald vor lauter Bäumen nicht? Das hier ist nämlich ein Wald, du Döskopp.

Karl-Heinz: Schlagt euch jetzt bitte nicht die Köpfe ein! Lasst uns lieber lachen, das  Leben ist ernst genug. Wir sind schließlich frei, wie Vögel.

Günther: Ich kann meinen Augen kaum trauen! Das Land macht sich vom Acker?

Karl-Heinz: Du hast doch Sülze im Kopf. Lass mich auch mal schauen, um  sicherzugehen. Doppelt hält besser, nicht wahr? (schiebt Günther zur Seite und sieht nach vorne) Tatsache! Dort ist ja Wasser! Komm, Günther, lass uns über die Meere
gleiten und frei sein wie Vögel!

Günther: Aber sicher! (indem er ihn greift und mit ihm von der Klippe springt) Man lebt nur einmal, aber das muss man erleben! (sie segnen das Zeitliche)

Friedrich: Nun, das, mein lieber Herr Gesangsverein, sind tragische Beispiele der
Folgen von Entzug der Freiheit eines Homo Sapiens. In diesem Sinne: Lebe nach deinen Werten, nur dann bist du frei! (verlässt die Szene)


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