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AG Pegasus

Falls dieses Lustspiel einen Preis gewinnen sollte, werden die drei Autoren jeweils  die Figuren verkörpern und eine schauspielerische Glanzleistung präsentieren. In diesem Sinne: Frohes Lesen!

 

Erste Szene: Ein altes Verlies.

Gefängniswärter Siegfried von Georgenhausen II, Günther, Friedrich

Siegfried: (In das Verlies tretend) Grüßt Gott, Sportsfreunde von der Heide! Der frühe Vogel fängt den Wurm, nicht wahr, die Herren?

Friedrich: Sehr wahr, sehr wahr! Doch... (schreiend) Mein lieber Herr Gesangsverein,
wann werden wir endlich entlassen?

Siegfried: Ich sag mal so Ganove: Das Leben ist kein Zuckerschlecken.

Günther: Jetzt mach aber mal halblang, wir sind ja keine Übeltäter!

Siegfried: Und ob ihr welche seid! Dem guten Jürgen das Leben nehmen, nennt ihr
keinen Delikt? Halunken seid ihr!

Friedrich: Wie heißt es doch so schön? Den Jürgen musst du würgen, hat uns kräftig
Spaß bereitet. Nicht wahr, Günther?

Günther: Des einen Leid ist des anderen Freud, Kumpane.

Siegfried: Ihr habt doch nicht mehr alle Latten am Zaun. Damit wollt ihr Spitzbuben eure
Schandtat rechtfertigen? Da werde ich ja fuchsteufelswild! Geht euch
vergraben, die Schaufel geht auf mich.

Günther: Na hör mal! Aber was ist mit meiner Familie? Meine Frau und Kinder warten
Zuhause auf mich... Obwohl, meine Kinder sind alle fünf Mal lebenslänglich
in Haft.

Siegfried: Na sowas! Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.

Friedrich: Ich meine, der Pole da drüben ist zum Beispiel auf einer Eisbahn
eingebrochen. Haha! Fast so komisch, wie ins Gefängnis einzubrechen.
Hahaha!

Siegfried: Ist noch alles fit im Schritt bei dir?

Friedrich: Alles in Butter!

Günther: Wie dem auch sei. Ich frag nochmal ganz lieb, könnten Sie uns bitte aus
diesem Verlies herausgeleiten, oder müssen wir doch die schweren
Geschütze auspacken?

Siegfried: Seid ihr gehirnamputiert, ich bin Gefängniswärter.

Günther: Naja, die dümmsten Bauern haben bekanntlich die dicksten Kartoffeln.

Friedrich: Du nimmst mir die Worte förmlich aus dem Mund, mein Verbündeter.  Hach, damals als Bauer war das Leben noch erste Sahne. Ich muss unbedingt hier
raus!

Siegfried: Ihr habt doch schon zwei Mal versucht, auszubrechen. Ich sag ja immer: Wer
im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

Günther: Ich sag ja auch immer: Aller guten Dinge sind drei. (flüsternd zu Friedrich)
Man soll den Tag zwar nicht vor dem Abend loben, doch dieses Mal schaffen
wir es bestimmt.

Siegfried: Nun denn, ich muss jetzt schuften gehen. Die Zeitung liest sich ja nicht
von allein. (geht ab)

 


Zweite Szene: Dasselbe Verlies


Die Vorigen und kurz darauf Karl-Heinz


Siegfried: Soooo, meine Sportsfreunde von der Heide, alle Augen zugemacht, ihr schlafet jetzt die ganze Nacht!

Günther: Nicht anders, der Herr. (nach kurzem Schweigen aufgeregt und flüsternd  zu)

Friedrich: Der Moment der Wahrheit ist nun gekommen! Ich bin ja wirklich
gespannt wie ein Flitzebogen, ob die Rechnung aufgeht.

Karl-Heinz: (aus der Nachbarzelle) Was kommt mir da zu Ohren? Ihr wollt euch aus dem Staub machen, heut Nacht?

Friedrich: Schreib dir eines hinter die Ohren: Solltest du uns verpfeifen, bist du fällig, Kumpane!

Karl-Heinz: Ganz im Gegenteil, ich gehe euch ab jetzt auf die Palme. Nach so vielen
Jahren ist es Zeit für mich, hier Reißaus zu nehmen.

Günther: Also gut. Soll es uns recht sein. Hoffentlich endet das nicht in einem Saftladen. Ich will ja nicht den Löffel abgeben!

Friedrich: Nun, irgendwie werden wir uns schon durchwurschteln. So Pi mal Daumen solltest du, Günther, den alten Siegfried um 20:01 Uhr eine pfeffern, damit
Karl-Heinz ihm anschließend den Schlüssel für das Tor stibitzen kann. In binnen Sekunden danach schleicht ihr euch zum Tor, wo ihr mich vorfinden werdet.

Karl-Heinz: Du willst, dass wir uns die Finger schmutzig machen, während du selbst dich auf die faule Haut legst?

Friedrich: Und ob! Ich bin schließlich der Schmieder des Masterplans. Übrigens, noch ein Widerspruch und du bekommst einen hinter die Löffel.

Karl-Heinz: Ist ja gut, fahr du mal einen Gang runter. Dann werde ich wohl gleich meinem
Fingerspitzengefühl freien Lauf lassen müssen. (geht mit Günther ab zu

Siegfried; Friedrich entwischt durch ein Loch hinter der Keramikanstalt)

 


Dritte Szene: Am großen Tor des Verlieses


Friedrich


Friedrich: Verdammte Axt, die Wachen am Tor sind ja noch wach. Da werd' ich  denen wohl zeigen müssen, wo der Hammer hängt. (nach dem Erledigen der
Wachen) Das war ja leichte Beute für mich. Ach, da kommen soeben meine
Komplizen. Die wurden wohl auch mit dem Satz: Pünktlichkeit ist das A und
O, erzogen.

 

Vierte Szene: Ein verlassener Wald


Friedrich, Günther, Karl-Heinz


Günther: Puuh... Ich bin völlig außer Puste. Ich bin kurz davor, den letzten Atemzug zu machen. Aber wo sind wir hier eigentlich gelandet? In Absurdistan oder was!?

Friedrich: Sag mal, hast du etwa Tomaten auf den Augen, oder siehst du etwa den Wald vor lauter Bäumen nicht? Das hier ist nämlich ein Wald, du Döskopp.

Karl-Heinz: Schlagt euch jetzt bitte nicht die Köpfe ein! Lasst uns lieber lachen, das  Leben ist ernst genug. Wir sind schließlich frei, wie Vögel.

Günther: Ich kann meinen Augen kaum trauen! Das Land macht sich vom Acker?

Karl-Heinz: Du hast doch Sülze im Kopf. Lass mich auch mal schauen, um  sicherzugehen. Doppelt hält besser, nicht wahr? (schiebt Günther zur Seite und sieht nach vorne) Tatsache! Dort ist ja Wasser! Komm, Günther, lass uns über die Meere
gleiten und frei sein wie Vögel!

Günther: Aber sicher! (indem er ihn greift und mit ihm von der Klippe springt) Man lebt nur einmal, aber das muss man erleben! (sie segnen das Zeitliche)

Friedrich: Nun, das, mein lieber Herr Gesangsverein, sind tragische Beispiele der
Folgen von Entzug der Freiheit eines Homo Sapiens. In diesem Sinne: Lebe nach deinen Werten, nur dann bist du frei! (verlässt die Szene)

ich will frei von dir sein, aber du durchdringst alle meine lebensbereiche.

wenn ich über dich schreibe, schreibe ich im irrealis. wunschvorstellungen.

ich denke an das kleine muttermal neben deinem auge. war es das rechte oder linke. ich weiß es nicht mehr. ich weiß nur, dass ich mit den fingerkuppen drüberstreichen wollte. ich wollte, dass du bei der berührung gänsehaut bekommst.

wenn ich über dich schreibe, schreibe ich im irrrealis. wunschvorstellungen.

wie es sich wohl anfühlen würde, durch deine haare zu streichen und leicht an den strähne zu ziehen, weil du mich so aus der fassung bringst, dass ich halt brauche, wenn du mich küsst.

wenn ich über dich schreibe, schreibe ich im irrealis. wunschvorstellungen.

letztens habe ich von dir geträumt. du warst kunde in dem café, in dem ich arbeite. du hattest den mantel an, den ich so schön fand. als ich dich bedienen wollte hat die kasse nicht mehr funktioniert, beim kuchen machen hat meine hand so schlimm gezittert und beim milchaufschäumen habe ich immer wieder die milch verbrannt. irgendwann bin ich in die küche gerannt und jemand anderes hat dich weiterbedient.

du durchdringst alle meine lebensbereiche. wenn ich über dich schreibe, schreibe ich im irrealis.
wunschvorstellungen.

wie es wohl klingen würde, wenn du meinen namen sagen würdest. ich habe dich noch nie meinen namen sagen hören. wenn du gehst, drehst du dich nicht nochmal um. wieso drehst du dich nicht um.

wenn ich über dich schreibe, schreibe ich im irrealis. wunschvorstellungen.

ich will aber nicht mehr über dich schreiben. ich werde nicht mehr über dich schreiben. ich lüge.

-ich wollte dich im dezember lassen, aber habe dich in den januar mitgenommen. es ist februar.

Es ist der 18. Januar 2001. Für Tom ein ganz normaler Tag, der wie jeder Andere  beginnt. Nicht wie andere Kinder wird er liebevoll von seinen Eltern geweckt, sondern durch die Schreie seiner Eltern, die so laut sind, dass man sie vermutlich noch drei Häuser weiter hören kann. Während die Schreie seiner Mutter pure Angst und Schmerz verkörpern, sind die Schreie seines Vaters von innerer Wut und Aggressionen geprägt. Meistens fangen die Konflikte damit an, dass Toms Vater seine Mutter für irgendwelche Kleinigkeiten verantwortlich macht. Nicht selten enden diese Konflikte mit körperlicher Gewalt. Er hat einmal gehört, wie sein Vater ausgerastet ist, weil seine Mutter den Müll nicht rausgebracht hat. Daraufhin hat er sie so doll auf den Boden geschlagen, bis sie dort lag und sich nicht mehr bewegen konnte, um dann schließlich stundenlang auf sie einzutreten. In Situationen wie diesen schließt sich Tom in seinem Zimmer ein und hält sich die Ohren zu in der Hoffnung, die Schreie seiner Mutter nicht ertragen zu müssen. Trotz alledem, dass  Tom sich irgendwann an das alles gewöhnt hat, wünscht er sich nichts mehr, als mit seiner Mutter abzuhauen, um von seinem Vater wegzukommen. Auch an diesem Morgen war dies sein einziger Wunsch. Was Tom zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass in genau zwei Wochen alles vorbei sein würde. Allerdings nicht ganz, wie er sich das vorstellte.

Es ist der 01. Februar 2013. Tom sitzt in seiner Einzimmerwohnung, welche sich in einem riesigen Wohnblock in Berlin befindet. Er schaut aus dem 23. Stock aus seinem Küchenfenster in die Ferne und lässt seine Gedanken schweifen, so wie er es jeden Tag macht. Nur, dass dieser Tag kein gewöhnlicher Tag ist, denn genau vor 13 Jahren verstarb seine Mutter, nachdem sein Vater sie in einem ihrer unzähligen Konflikte gewürgt hatte, bis sie schließlich keine Luft mehr bekam und starb. Tom war damals nicht zu Hause, als es passierte. Er war in der Schule und als er nach Hause kam, war das Haus von Polizisten umzingelt. Für Tom war dies einer der schlimmsten Tage in seinem Leben. Sein  Vater nahm ihm die Person, die er am meisten liebte. Seine Mutter war eine  unfassbar liebe Frau, die immer versuchte, in allem und jedem das Positive zu  sehen. Immer wieder schaffte sie es, trotz all den Umständen, Tom ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Nachdem er an diesem Tag erfahren hatte, dass er seine Mutter nie wieder sehen würde, brach seine Welt zusammen. Nun war er alleine. Sein Vater wurde aufgrund von Totschlag zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er hatte keine Verwandten, keine Freunde oder sonst irgendwelche Bezugspersonen. Aus
diesem Grund kam er in diverse Pflegefamilien, bis er endlich alt genug war, um seine Sachen zu packen und auszuziehen. Und jetzt sitzt er hier in Berlin, in seiner Wohnung, alleine. Aber einsam ist Tom trotzdem nicht, denn seine Mutter ist immer da. Er hört ihre Stimme, egal wann und wo, sie spricht mit ihm. Es sind verschiedene Dinge, die sie ihm sagt, aber einen Satz wiederholt sie jeden Tag: „Erst wenn er nicht mehr da ist, dann bist du frei.“ Tom weiß, dass dieser Satz auf seinen Vater bezogen ist, der sich vor knapp drei Jahren im Gefängnis das Leben nahm. Physisch war er nicht mehr anwesend, aber die Narben, die er hinterließ, blieben. In seinem Inneren war sein Vater noch lange nicht tot und als er vor kurzem einkaufen war und einem Mann begegnete, der seinem Vater unfassbar ähnlich sah, beschloss er auf die Stimme seiner Mutter zu hören.

Tom stand auf und entfernte sich von seinem Fenster. Nun setzte er sich an seinen Esstisch und klappte seinen Laptop auf, um die Dating-Plattform aufzurufen, bei der er sich vor Kurzem ein Profil erstellte. Nicht etwa, weil Tom Interesse daran hatte Frauen kennenzulernen. Tom war auf der Suche nach Männern. Genauer gesagt nach Männern, die seinem toten Vater ähnlich sehen. Aus diesem Grund erstellte er ein Profil, bei dem er sich als eine 33-Jährige Frau ausgab. Schnell wurde er fündig. Er hatte ein Match mit einem 37-Jährigen Mann namens Oliver. Oliver lebte ebenfalls in Berlin, weshalb er sich perfekt als Opfer eignete. Die Ähnlichkeit zu seinem Vater war verblüffend. Er hatte kurze braune Haare, ein markantes Gesicht mit einer auffälligen großen Nase. Wie sein Vater, war er eher schmal gebaut. Das Einzige, worin sich die beiden unterschieden, war die Körpergröße, denn Toms Vater war ein relativ großer Mann, während Oliver mit einer Körpergröße von 1,73 m verhältnismäßig klein war. Allerdings störte Tom dies nicht weiter, weshalb er Oliver trotzdem eine kurze Nachricht schrieb. Schnell entwickelte sich ein Gespräch und Tom war froh, dass Oliver so gesprächig war, denn dadurch hatte er es einfacher, viele Informationen über ihn zu erhalten. So erfuhr er zum Beispiel, dass Oliver keine Kinder hat und er  zu seinen Eltern kaum noch Kontakt hatte. Diese Faktoren waren sehr wichtig, denn so würde es lange dauern, bis jemand Oliver bei der Polizei als vermisst melden würde. Toms Ziel war es, ein Treffen mit Oliver auszumachen, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Allerdings wollte er nichts überstürzen und so entschloss er sich damit noch ein paar Tage zu warten. Tom hatte einen genauen Plan von seinem Vorhaben. Er hatte alles bis auf das kleinste Detail geplant und war sich seiner Sache bewusst. Auch wenn das Treffen mit Oliver noch nicht vereinbart war, wusste er, dass es funktionieren würde.

Drei Tage sind nun vergangen und schließlich vereinbarten die beiden ein gemeinsames Treffen. Glücklicherweise ließ Oliver sich dazu überreden, zu Tom nach Hause zu fahren, um ihn dort abzuholen, damit sie anschließend ins Kino gehen könnten. Natürlich werde es dazu nie kommen. Auch seine richtige Adresse gab Tom logischerweise nicht an. Er hatte zuvor schon die passende Adresse herausgesucht, wo er Oliver hinlocken würde. In genau sieben Tagen wird es so weit sein. In genau sieben Tagen wird Tom sich das nehmen, was ihm seit langer Zeit zusteht. Sein Vater nahm ihm nicht nur seine Mutter. Er nahm ihm seine Kindheit. Tom konnte nie frei sein, wie alle anderen Kinder in der Schule. Sein Vater sorgte dafür, dass er sein Zimmer nicht verlassen konnte, ohne panische Angst zu bekommen. Er konnte nicht mit anderen Kindern spielen, wann er wollte und erst recht konnte er keine Freunde mit nach Hause bringen. Aber irgendwann hatte Tom sowieso keine Freunde mehr, weil er sein Zimmer nicht mehr verließ. Viel hatte sich daran nicht geändert, denn seine Wohnung verlässt er bis heute kaum. Aber das würde sich ändern, nämlich in genau sieben Tagen, wenn Tom
sich seine Freiheit zurückholen würde.

Es ist der 11. Februar 2013. Sieben Tage, nachdem Tom das Treffen mit Oliver vereinbart hatte, sind nun vergangen. Es ist jetzt kurz nach vier und Tom hat noch genau drei Stunden, bis Oliver ihn von „zu Hause“ abholen wird. Zum Glück war es Winter, weshalb es gegen fünf Uhr schon stockdunkel war. Die Adresse, die er Oliver gab, war ein riesiger Wohnblock, welcher ziemlich abgelegen von der Stadt war. Er würde dorthin mit dem Auto  ungefähr 30 Minuten brauchen. Er entschloss sich dazu, eine Stunde vor dem Zeitpunkt des Treffens loszufahren, damit er genug Zeit haben würde, sein Vorhaben, wie geplant, durchzuführen. Demnach hatte er jetzt noch genau zwei Stunden, bis er losfahren müsse. In dieser Zeit belud er sein Auto mit diversen Dingen. Darunter befanden sich verschieden lange Seile, ein scharfes Messer, unterschiedliche Skalpelle und viele weitere Dinge, die Tom für sein Vorhaben benötigen wird. Jetzt war es noch genau eine Stunde bis zu dem Treffen. Tom
setzte sich in sein Auto und fuhr zu der Adresse. Während der Fahrt war er ganz aufgeregt. Wie wird er sich danach fühlen? Wie wird sein Leben nach dieser Tat aussehen? Er hörte seine Mutter, wie sie ihm sagte: „Erst wenn er nicht mehr da ist, dann bist du frei.“

Tom kam an der Adresse an. Er stellte seinen Pkw auf einen dunklen, abgelegenen Parkplatz. Nun suchte er sich ein Versteck in der Nähe des Eingangs des Wohnblocks. Wenn Oliver an der Adresse ankommen würde, würde er zu dem Eingang gehen und nach der Klingel mit dem Nachnamen suchen, den Tom ihm sagte. Natürlich existierte dieser Name nicht und so würde Oliver verwundert die einzelnen Namen auf den Klingeln durchgehen. Während dieser Zeit wird Tom sich von hinten anschleichen und ihn mithilfe von Chloroform in den bewusstlosen Zustand bringen. Sein Plan ging auf. Olivers kurzer panischer Schrei hielt nicht lange an, denn nach ein paar Sekunden hielt Tom den bewusstlosen Körper in seinen  Armen. Nun musste er sich beeilen, um von niemandem gesehen zu werden. So trug er den Körper zu seinem Auto und hieb ihn in den Kofferraum. Zusätzlich fesselte Tom ihn mit einem Seil an den Händen und den Beinen. Er stieg in das Auto und fuhr los. Die abgelegene alte Lagerhalle war zum Glück nicht weit von dem Wohnblock entfernt. Er brauchte ungefähr 20 Minuten, bis er dort ankam. Aus dem Kofferraum hörte er langsam, wie Oliver wieder zu Bewusstsein kam, weshalb er sich mit dem Transport in die Lagerhalle beeilen musste. Aber auch dies verlief nach Plan und nun lag er vor ihm auf dem Boden und Tom stand daneben. Genauso, wie sein Vater immer daneben stand, wenn seine Mutter verzweifelt auf dem Boden lag und er es genoss. Tom wartete noch ein paar Minuten, bis Oliver wirklich bei Bewusstsein war. Er wollte, dass Oliver alles spürte und mitbekam, was Tom ihm zufügen würde. Es dauerte noch ein paar Minuten und schließlich war er bei vollem Bewusstsein. Oliver fing direkt an zu schreien, nachdem er realisiert hatte, dass er sich in einer Lagerhalle befand und ein fremder Mann neben ihm stand. Doch er hörte auf zu schreien, nachdem Tom ein großes, scharfes Messer hinter seinem Rücken hervorzog. Nun war nur noch pure Angst in Olivers Gesicht zu sehen und Tom genoss es, denn die Angst, die er immer als Kind spürte und die ihm sein Leben ruinierte, übertrug er nun auf eine andere Person und er stellte sich
vor, dass nicht Oliver vor ihm lag, sondern sein Vater. Nun würde er ihm die Freiheit nehmen, aber dafür würde er sie bekommen. Tom begann mit seinem Plan und anfangs fing Oliver wieder an zu schreien, aber nach kurzer Zeit begriff er, dass es keinen Ausweg gibt und egal wie laut er schreien würde, es würde nichts bringen. Tom schnitt mit den verschiedenen Skalpellen Muster in seine Haut, hauptsächlich, um Oliver Schmerzen zuzufügen. Nachdem er ein paarmal das Bewusstsein  aufgrund der Schmerzen verlor, beschloss Tom, dass es nun so weit war. Er nahm das Messer, setzte es an seiner Kehle an und schnitt hindurch. Blut strömte heraus und das Leben von Oliver war beendet. Tom fühlte sich befreit. Er nahm sich, was ihm gehörte und er hörte die Stimme seiner Mutter, wie sie ihn lobte. Noch nie im Leben war Tom so glücklich. Noch nie hatte er das Gefühl frei zu sein, aber jetzt endlich spürte er es und es war wunderschön. Tom ließ die Leiche in der Lagerhalle liegen. Man wird sie irgendwann finden, aber niemals wird eine Spur zu ihm führen.

Es ist der 15. Februar 2013. Vor vier Tagen nahm Tom Oliver das Leben. Nun steht Tom erneut vor seinem Küchenfenster und schaut in die Ferne. Die Freiheit, die er vor vier Tagen noch so extrem spürte, wurde von Tag zu Tag weniger und jetzt hört er die Stimme seiner Mutter wieder, die ihm sagt: „Erst wenn er nicht mehr da ist, dann bist du frei."

                                    Kurzgeschichte zum Thema „frei“

 

Die Hochhäuser schmolzen hinter ihm, wie Träume, die er nie zu deuten vermocht hatte, während sich die Landschaft im grünen Nirgendwo verlor. Diese Stadt, die für ihn und seine Familie ein Zuhause war, schien nun mehr wie ein Fremder, stillstehend in der Ferne und übertönt durch das laute Brummen des Wagens. Wie einen Taugenichts zog es ihn und sein treues Ross, ein kleiner Toyota mit großväterlichem Rost an der Stoßstange, in das verschwimmende Dunkelgrün der freien Natur. War es doch gerade diese, nach der der junge Student sich sehnte. Während er weiter und weiter fuhr, dachte er an sein Leben in der Stadt zurück, sein Wabern in sinnloser Materie, alleine und grundlos. Sein Streben nach Fleiß und Wohlstand schien ihm sein Ziel, seine Bestimmung im Leben geraubt zu haben. Entrissen hatte es ihm die romantische, jugendliche Freiheit, die seine Freunde in feierlichem Treiben manifestiert sahen, doch wollte er nicht daran denken und richtete seine Augen in Richtung der endlosen, wenn auch befremdlichen Straße. Ohne Ziel, aber mit dem Willen eines zu finden.

Nach einer langen Zeit, deren Spanne und Charakter er niemals zu deuten vermochte, verließ er den grauen Pfad und fuhr tief in den Wald, belästigt durch die pralle Sonne und ihre ewige Hitze. Nun wurde es ruhig um ihn:

Das erste Mal seit einer langen Zeit entrann ihm ein kindliches Lächeln, geboren durch die innere Neugier nach dem Unbekannten, etwas Menschliches, dass ihm nun unerträglich schien. Der Junge verließ sein Auto, nahm sich eine weiße Wolldecke von der vollgepackten Rücksitzbank und trat, nachdem er seinem treuen, alten Freund einen warmen Blick zugeworfen hatte, in die grünen Gräser, die sich um die majestätischen Eichen tummelten. Die Luft um ihn herum schien anders, losgelöster von den dunklen Smoggestalten, die diese im städtischen Trubel umringten. Nach drei vollen Atemzügen schlenderte er weiter durch die grüne Idylle, begleitet von dem Schein der Mittagssonne, die nun, statt erbarmungsloser Hitze, güldenes Licht über die Wälder legte. Noch lange wanderte er durch die Sträucher, angetrieben von dem Gedanken in der absoluten, unberührten Freiheit seinen Sinn zu finden. Doch war es nun schon Nachmittag und in ihm stieg das große Bedürfnis nach einer Mahlzeit. Drum drehte er sich um und wollte zurück zu seinem Wagen laufen, jedoch konnte er diesen nicht sehen. Auch war er aus freudiger Lust mal hier mal dorthin gelaufen, so war ein gerader Rückweg, wie auf der glatten Landstraße, unmöglich für ihn. Plötzlich machte sich Panik in seinem Herzen breit: Würde er den Weg zurückfinden? Müsse er nun verhungern? Vielleicht wäre dies sogar besser als im Lärm des Großstadttrubels das Zeitliche zu segnen.

Entrüstet von seinen eigenen Hirngespinsten schüttelte der junge Mann mit aufgerissenen Augen hektisch den Kopf und blickte sich konzentriert um. Da erblickte er zu seinem Entzücken Fußabdrücke im munter grünen Gras und begann diesen, trotz seines nun grummelnden Magens, zu folgen. Kindlich stolzierte er durch das schattige Reich des Waldes, zwischen hohen Eichen und durch so manche kleineren Büsche, immer den Fußspuren nach, die er nur wenige Stunden zuvor gelegt hatte. Es brach schon der Abend an, als er endlich etwas pechschwarzes zwischen den Bäumen aufblitzen sah. Müde und hungrig hechte der Junge zu seinem geduldig wartenden Begleiter, schloss den Kofferraum auf und bediente sich an den reichlichen Vorräten, die er eingepackt hatte. Als er wenige Minuten später erleichtert am Auto lehnte, kam ihm wieder die Angst in den Sinn, die er empfunden hatte, als er alleine und orientierungslos im Wald stand. Dass er überhaupt über einen Tod an diesem Ort nachgedacht hatte, erzeugte große Wut in ihm:

Er war doch erst seit einem halben Tag hier und hatte schon so große Furcht? So würde er niemals frei sein. Niemals den Weg finden, den er um jeden Preis betreten wollte. Schämen sollte er sich, wie ein verschrecktes Tier fast die Flucht ergriffen zu haben.

Während die Wut und Vorwürfe wie eine Welle auf ihn niederkrachten, bemerkte der Wütende nicht den Niedergang der Sonne und ihr güldenes Farbenspiel, dass den Wald ein letztes Mal in einen edlen Glanz tauchte, bevor die Nacht diesen gänzlich verschlang. So schreckte er erst aus seinen Gedanken auf, als jener von völliger Dunkelheit ummantelt war. Ein eisiger, für den Hochsommer untypischer Luftzug pfiff durch den Wald und ließ ihn erzittern, weshalb er sich in das Innere seines Wagens begab und mit seiner weißen Wolldecke umgeworfen auf der Rückbank kauerte.

Mitten in der Nacht jedoch, weckte ihn eine sanfte Stimme: „Was tust du, Einsamer? Was fühlst du, Einsamer?“ Verwirrt schreckte er aus seinem traumlosen Schlaf auf und blickte sich angsterfüllt um. „Hab keine Angst, Einsamer. Trete hinaus zu mir“, hörte er die Stimme nun sagen. Vorsichtig öffnete er die Wagentür und lief ein paar Schritte in Richtung des Dickichts, von dem die Stimme zu kommen schien. „Schau nach oben, Einsamer. Hier bin ich.“, sagte die Stimme nun. Als er der Junge seinen Blick also nun gen Baumwipfel richtete, sah er auf einem Ast über ihm zwei gelb-leuchtende, gespenstische Augen, die ihn anfunkelten. Sie gehörten zu einer Eule, weiß wie Schnee und von beachtlicher Größe. So groß, dass der eben Erwachte ehrfürchtig sich mehrere Schritte zurückbewegte.

„Ich bin die Wächterin der Grenzen. Die Hüterin von Tag und Nacht. Eine weise Parabel vom Mondlicht erdacht. Was bringt dich hierher? Was hoffst du zu sehen?“

„Ich suche den Weg und die Freiheit. Einen Sinn könnte man sagen“, antwortete der Einsame zögerlich.

„Der Weg ist knorrig und die Freiheit befleckt. Allein deine Worte sind paradox. Orientierungslos.“

„Und doch bin ich hier. Auf der Suche.“

„Doch finden wirst du nichts. Nicht, solange du dein Herz und deinen Verstand der Natur verschließt. Deine Selbstzweifel fesseln dich an deine bleischweren Sorgen, ziehen dich in einen Abgrund der Menschlichkeit, einen Strudel der Absurdität.“

„Dann sag mir, Eule, wie kann ich mich davon lösen?“, klagte der junge Mann, während ihn eine kühle, nächtliche Brise erfasste. Doch die Eule blickte nur stumm in die Ferne, in den dunklen, nun mehr gespenstisch als einladend scheinenden Wald und breitete mit einer plötzlichen und doch grazilen Bewegung ihre weißen Schwingen aus, um schließlich, ehe er es sich versah, in der Dunkelheit wie eine Farbtropfen auf einer Leinwand zu verschwimmen.

Als er am nächsten Tag erwachte, schien ihm die Begegnung mehr als surreal. Er wiederholte die Worte des weisen Tieres in seinem Verstand, doch war es die Deutung, die ihm fernblieb. Nach einem ausgiebigen Frühstück, fasste er schließlich den Beschluss weiterzuziehen. Mit neugeschöpftem Mut folgte er dem mit tausenden Wurzeln übersäten Waldweg bis in das Herz des Waldes, das selbst die Sonne nur geringfügig erreichte. Dort war es still. Das kämpferische Poltern seines Autos mit den Wurzeln war das einzige Geräusch, das durch die leeren grünen Hallen tönte. Und doch fühlte er keine Reue und keine Furcht in ihm, denn ein ihm unbekannter Wille, plötzlich entsprungen aus den Tiefen seiner Selbst, vielleicht mit Heldenmut gleichzusetzen, trieb in voran. So war es jener Wille, jenes dumpfe Gefühl der Entschlossenheit, was ihn plötzlich auf die Bremse treten ließ und den Wagen abrupt zum Stehen brachte.

Der Junge war sich sicher: Hier würde er die Freiheit und den Weg finden. Er wusste es einfach. Die Umgebung schien in ihrem intensiven, ja beinahe penetranten grün so außerweltlich, dass sich kurz die Angst selbst um seine Schultern legte. Nichtsdestotrotz nahm er ein wenig Proviant und setzte seinen Weg zu Fuß fort.

Nach vielen Stunden des Wanderns erblickte der Suchende etwas äußerst Ungewöhnliches: So windete sich ein großes Gebilde, einem Turm ähnelnd, vor ihm aus dem Boden des Waldes bis über die Baumwipfel mit steinernen Stufen, die dicht von Moos bewachsen waren. Vorsichtig bestieg er das Gebilde, Stufe für Stufe, bis er schließlich müde und schweißgetränkt auf der Spitze ankam. Aber er war nicht alleine dort oben:

Der Weg war ein alter Mann mit gebräunten, knöchernen Gliedmaßen und langem, zerzaustem Haar, an welches sich ein langer, grauer Bart anschloss, der ihm bis zu seinen nackten Füßen reichte. Als Kleidung trug er nicht mehr als ein langes, bräunliches Gewand mit vielen Flecken, vermutlich entstanden durch den Erdboden, welches ihm bis zu den rötlichen Unterschenkeln reichte. Sein langes Gesicht war genauso abgemagert wie der Rest seines Körpers und seine Lippen waren schmal und matt. Der Weg stand nur wenige Meter vor dem jungen Mann und blickte in dessen Richtung, doch bei genauerer Betrachtung fiel ihm auf, dass seine stechenden, himmelblauen Augen etwas hinter ihm betrachteten.

„Wunderschön, wirklich wunderschön sind sie.“, murmelte der Weg mit einem dezenten Lächeln. Da erst blickte der Junge in die Richtung und sah am fernen, dämmernden Horizont die Lichter einer Stadt, seiner Stadt. Die Stadt, die ihn mit ihren Hochhäusern und verregneten Gassen aufwachsen lies und doch durch ihre Menschenmassen erdrückte.

„Was soll so wunderschön an ihr sein? Sie ist bedrückend, kantig und verschmutzt. Lärm kommt aus allen Ecken. Nichts davon ist schön.“, antwortete das Kind jener Stadt unversöhnlich.

„Nein Junge, nicht die Stadt. Die Menschen sind wunderschön, ihre Herzen sind wunderschön.“, sprach der Weg nun, doch der Junge blieb bitter:

„Die Menschen sind egoistisch. Sie denken nur an sich und schränken sich gegenseitig ein. Sie neiden und prahlen. Sie betrügen und lügen.“

Doch der Weg sprach weiter mit ruhiger, träumerischer Stimme:

„Und doch schaust du nicht hin, Junge. Blicke genauer!“

Obwohl die Worte des alten Weges ihn verwirrten, blickte er erneut auf die Stadt, nur eine dunkle Silhouette in der Ferne wie ein einsames Schiff auf dem grünen Ozean. Und dann sah er sie: Die vielen kleinen Lichter, Millionen von ihnen, die die Stadt aufleuchten ließen, wie ein Leuchtfeuer der Hoffnung. Wimmernd fiel der Einsame auf die Knie und verbarg seine Tränen mit seinen Händen. Ein unvorstellbares Heimweh durchzog ihn, wie die Reue, die er nun für seine Blindheit empfand.

„Du hattest immer ein Ziel und einen Weg, Junge. Es waren deine eigenen Selbstzweifel, die Eisentür, die du vor dein Herz gesetzt hattest, die dich unfrei machte. Diese Lichter, sie sind die Herzen, die ewigen Laternen, die ein Menschenkind durchs Leben führen“, erklärte der Weg mit einem warmen Unterton in seiner Stimme. „Du warst nie einsam, niemand ist wirklich einsam. Einsamkeit entsteht dort, wo der Zweifel auf das Selbst trifft, wo sich der Mensch den Wert nimmt.

Der junge Mann dachte an die Eule. Sie hatte von Ähnlichem gesprochen, nur hatte ihm seine Unzufriedenheit damals die Deutung verwehrt. Nun aber verstand er. Langsam richtete er sich auf, trocknete seine Tränen und wollte sich gerade beim Weg bedanken, aber als er sich umdrehte war dieser verschwunden.

Mit neu erwecktem, kindlichem Elan und einem herzlichen Lachen tobte er durch den Wald, sprang geschickt über die Wurzeln am Boden und fand nach überraschend kurzer Zeit sein Auto wieder. Dankbar begab er sich hinters Steuer und trat den Rückweg an. Staunend betrachtete er die tausenden Sterne, die ihm den Weg nach Hause wiesen und blickte ein letztes Mal voller Dankbarkeit auf den Wald mit all seinen Wundern, bevor er die graue Straße betrat, die in vor wenigen Tagen hierher geleitet hatte.

Diese Stadt, die für ihn und seine Familie, sowie für viele Menschen ein Zuhause darstellte, schien nun mehr wie ein Freund, ein alter Bekannter, den er lange nicht gesehen hatte. Er war frei, nein, er war immer frei gewesen.

 

Frei sein mit dir
So viel mit dir zu teilen hat mich realisieren lassen,
dass ich niemals Angst davor haben sollte, ich selbst zu sein.
Du hast mir gezeigt, dass ich nur frei sein kann, wenn ich ich selbst bin.
Frei sein, Ich sein, macht mir immer noch Angst.
Die Welt hat mir gezeigt, dass ich mich verstecken muss, damit andere mich mögen.
Du hast mir gezeigt, dass es egal ist, ob andere mich mögen.
Ich hatte Angst zu viel zu lieben, zu viel zu sein.
Die Welt hat mir gezeigt, dass ich nicht zu viel lieben soll.
Du hast mir gezeigt, dass ich niemals zu viel lieben kann.
Ich war in meinen eigenen Gedanken und Ängsten gefangen,
die Welt hat mich eingesperrt,
Du hast mich befreit.
Ich war nicht ich selbst, ich war nicht frei,
die Welt hat mich eingesperrt -
Du hast mich fliegen lassen.
Frei sein, das Gefühl am Rande des Horizonts macht mir immer noch Angst -
aber mit dir renne ich, bis es keinen Horizont mehr gibt.
Die Welt hat mich festgehalten -
Du hast mich losgelassen .
So viel mit dir zu teilen hat mich realisieren lassen,
dass das das wahre Freisein ist.
Ich bin ich.
Ich bin frei.
Du bist immer an meiner Seite -
Wir sind frei.
Unzertrennlich und irgendwie unsterblich.

“Du kannst alles sagen, was du willst, Lu. Das ist dein Recht. Sag, was auch immer du willst.”

Diese Worte dröhnen noch immer in meinem Kopf. Immer, und immer wieder. Damals habe ich ihm noch geglaubt. Diesem Mann, den man meinen Vater nennt. Heute ist das anders. Es kommt mir vor, wie als wäre das bloß ein Traum gewesen. Ein guter. Kein Albtraum. Und doch ist das weg. Dieses Recht? Alles ist anders. Ein falsches Wort, und ....

Nicht daran denken, Lu. Mom geht es bestimmt gut. Sie lebt, Lu, sie lebt.

Ich möchte Mom einfach vergessen, ihr Schicksal, alles, wie als wäre es bloß ein Traum gewesen, und die Meinungsfreiheit dagegen Realität. Aber ... ich  schaffe es nicht. Immer wieder, und öfter, folgt auf Dad ́s “Du-kannst-alles-sagen,was-auch-immer-du-willst"-Traumrede nun auch eine Stimme, die an Mom ́s Schicksal erinnert.

Ja, der Kaiser meint es gut. Er möchte bloß für uns, das Volk, sorgen. Aber was hat Mom ihm bloß getan? War sie so eine schlechte Frau?

Ob sie eine gute Mutter war, kann ich nicht entscheiden. Sie wurde festgenommen,  da war ich erst knappe fünf Jahre alt. Ich habe nur ein Bild von ihr. Es zeigt meinen  Dad und sie, Arm in Arm, kurz nachdem sie sich kennengelernt haben. Sie, 24, und Dad 25. Nun wäre Mom schon 47, und ist schon seit neun Jahren an einem geheimen Ort. Eine Gefängniszelle, grausam, kühl, und dreckig? Oder ist sie doch schon verstreut im Meer?

Nicht daran denken, Lu! Lalalala, die Gedanken sind frei. Lalalala, alles ist gut. Ich bin so glücklich, Mom ist bestimmt schon wieder frei. Lalalala.....

Aber ich schaffe es nicht, Mom zu vergessen. Und damit auch unsere verlorene Freiheit.

 

Geknickt lasse ich mich im Sessel nieder. Ich mache den Fernseher an, um mich etwas abzulenken, und auf andere Gedanken zu kommen. Da klingelt es plötzlich an der Tür. Ich höre nur noch ein paar Worte aus der Nachrichtensendung, als ich auch schon zum Flur eile. “(...) Menschenmenge stürmt vor Wut den Palast. Der Kaiser erhängt, die politischen Gefangenen entlassen. Die Menschen sind erfreut über die neugewonnene Freiheit.”

“Mom! Mom, bist du es?” Überrascht blicke ich in ein Gesicht einer mir durch ein gewisses Bild bekannten Frau. Doch fehl am Platz auf ihrem wunderschönen  Gesicht wirken die Blutergüsse, Kratzer, und Narben. All diese Ausdrücke von Schmerz werden von verwahrlosten, zerzausten Haaren umgeben.

“Luana?” Sie strahlt mir entgegen und nimmt mich in den Arm. “Oh, Luana!” Eine kleine Träne läuft an ihrer Wange herunter.

“Wir sind frei, Mom”, flüstere ich ihr, ebenfalls mit Tränen in den Augen, ins Ohr.

Endlich. Wir sind frei

Eleutheria

In einer Welt
So modern und so zerbrechlich,
Da lebte ein kleiner Frosch.
Er war noch jungen Alters,
Steckte voller Energie
Und Faszination für die Welt, die ihn hervorgebracht.

Die Zeit verging und unser kleiner Frosch,
Genannt Eleutheria,
Wuchs heran,
Behütet und beschützt von seinem Umfeld,
Abgeschirmt von der Welt.

Es kam der Tag,
Da Eleutheria mehr von jener sehen wollte.

Und so hüpfte er zu seinen Eltern
- Ich möchte wissen, was hinter dem Teich liegt.
Sagte er
Und sie antworteten
- Bloß lauter Gefahren und eine Welt, ohne die du besser dran bist.

Diese Antwort musste verdaut werden.
Nach einer langen Nacht
Sehen die Dinge zumeist anders aus.
Man blickt auf sie mit anderen Augen,
Hatte Zeit, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Doch an Schlaf war nicht zu denken.
Zu laut waren die Stimmen in Eleutherias Kopf.
Sie stritten,
Waren hin- und hergerissen
Und machten sich gegenseitig Vorwürfe.
Kurz vor dem Aufgeben,
Da erklang eine neue Stimme,
Ganz leise
- Wie können wir dem vertrauen, das wir nur gehört,
- Nicht jedoch gesehen?
- Können wir Gegebenes als Wahrheit akzeptieren,
- Ohne das Geringste über die Tatsachen zu wissen?

Da entstand ein Entschluss
Und Eleutheria,
Von neuer Energie erfüllt,
Sprang auf.

Packte das Nötigste zusammen,
Schrieb einen Zettel
- Auf der Suche nach Wahrheit verlasse ich Euch.
- Wer weiß, was mir unterwegs begegnet,
- Möglicherweise kehre ich als anderer zurück,
- Möglicherweise merke ich, dass Ihr Wahrheit spracht.
- Euch ewig liebend,
- Eleutheria.
Und verschwand in die Schatten der Nacht.

Es folgten Tage und Nächte
In denen Eleutheria völlig Neues entdecken,
Mit zahlreichen anderen Tieren sprechen
Und einer Wahrheit kein Stück näherkommen sollte.

Nach bitterer Enttäuschung jedoch,
Im Moment größter Hoffnungslosigkeit,
Begegnete ihm eine weise Eidechse,
Fragte nach einer Geschichte hinter dem kleinen Frosch.

- Von zu Hause weggelaufen also,
- Willst du wohl in den Genuss der Freiheit kommen?

Ein neuer Begriff,
Auch der Eidechse unmöglich, zu erklären.

Fortan, beschloss Eleutheria,
Wollte er danach suchen.
Nach Freiheit.
Und ihrer wahren Bedeutung.

Alles um ihn herum rückte in ein anderes Licht,
In jeder Kleinigkeit schien sich das Wort finden zu lassen
Und dennoch nirgends.

War es Freiheit,
Dass Eleutheria hier sein konnte,
Leben konnte
Und diese Reise machen konnte?
Oder waren dies nur Entscheidungen?

War es Freiheit,
Denken zu können,
Atmen zu können,
Essen zu können,
Trinken zu können,
Leben zu können?
Oder waren dies nur Nebenwirkungen eines Lebens,
Um das nie gebeten wurde?

War es Freiheit,
Unter dem Vorsatz Wahrheit zu sprechen,
Andere zu verletzen?
Oder war dies pure Leichtfertigkeit?

War es Freiheit,
Zu bestimmen, wer man ist,
Was man glaubt,
Wen man liebt?
Oder waren dies nur komplexe Vorgänge im Gehirn?

Vielleicht war all dies Freiheit,
Alles gemeinsam,
Jede Komponente für sich.

Vielleicht war es nichts davon.

Vielleicht müssen wir alle unsere eigene Freiheit finden,
Eine eigene Definition,
Sofern es eine solche gibt.

Vielleicht geht es letztendlich nur darum,
Sich selbst zu finden,
Sich zu akzeptieren.

Wir müssen uns fragen,
Wie wir dieses Leben verbringen wollen,
Dieses eine,
Das wir haben.

Wollen wir ewig leben
Oder sagen können,
Wirklich gelebt zu haben?

All diese Entscheidungen liegen in unserer Hand,
Wir müssen sie nur treffen.

Und vielleicht,
Ja vielleicht
Finden wir auf dem Weg unsere Freiheit.

Ich renne. Weg von allem, in den Wald. Frei sein. Selbst entscheiden, was ich tue. Ich höre Rufe hinter mir. Aber ich gehe nicht darauf ein. Eine Träne bildet sich in meinem Auge, ich wische sie weg. Ich biege ab. Es ist dunkel und mir ist kalt. Ich renne schneller, um mich aufzuwärmen. Ich komme an eine kleine Lichtung mit einer großen Eiche in der Mitte. Das ist mein Ziel. Diese Lichtung kenne nur ich. Ich setze mich an die Eiche und verschnaufe erstmal. Pause. Erschöpft kauere ich mich zusammen. Doch dann durchströmt mich ein Glücksgefühl. Endlich frei! Tun und
lassen, ganz nach meiner Meinung. Ich rappele mich auf und öffne meinen  Rucksack. Ich habe einige Dinge zum überleben mitgenommen: Einen Schlafsack, ein kleines Erste-Hilfe-Set, mein Tastenhandy mit Batterien-Funktion, genügend Batterien die in mein Handy passen, einen Geldbeutel mit mehreren hundert Euro, Proviant (Brote, Gemüse, Obst, Wasser), eine Taschenlampe, eine Armbanduhr, einen kleinen Topf, zwei Becher, einen Spiritus-Kocher, eine Plane, ein Schraubenset mit Schraubenziehern und einige Holzbretter. Ich nehme zuerst  meinen Schlafsack heraus und rolle ihn auf. Ich breite mein zukünftiges Bett aus. Hier werde ich nun schlafen. Meinen Geldbeutel stecke ich zu meinen Füßen in den Schlafsack, damit er einigermaßen sicher ist. Dann lege ich mich in mein Bett. Zuerst kann ich nicht einschlafen. Ich muss über mein neues Leben nachdenken, welches ab jetzt beginnt. Mir wird bewusst, welche Zeiten ich bestehen muss, vor
allem im Winter. Ich schaue auf die Uhr. Es ist fast zehn Uhr Abends. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Ich muss nicht mehr um sechs Uhr aufstehen, um zur Schule zu gehen! Mit diesem Gedanken schlafe ich ein.

Am nächsten Tag wache ich auf. Ich muss aufs Klo. Ich schaue mich um und  bemerke einen Busch, der am Rande der Lichtung steht.

Eine Minute später sitze ich wieder unter der Eiche und packe meinen Rucksack aus. Ich hole die Holzbretter heraus. Einige sind lang, andere kurz. Mit meinen Schrauben und drei kurzen Holzbrettern baue ich mir eine kleine Fläche, die als Tisch dient. Auf den provisorischen Tisch stelle ich den Spiritus-Kocher und den Topf. Alles zusammen steht dann neben meinem Bett. Im Gebüsch hinter mir knackst ein Zweig. Ich erschrecke mich und drehe mich um. Ich stehe auf und
gehe ganz langsam auf die Stelle zu, woher das Geräusch kam. „Ich darf in Zukunft nicht so schreckhaft sein“, denke ich mir. Ich umrunde den Busch und sehe gerade noch so ein Reh, das zurück in die Tiefen des Waldes springt. Ich atme aus und gehe zu meinem kleinen Lager zurück. Ich hole mein Handy raus und spiele ein Spiel. Doch dann bekomme ich Hunger. Ich nehme mir ein Brot und esse es. Ich denke über das Reh nach. Das ist doch auch frei. Dann schaue ich mir die Risiken an, die das Leben im Wald mit sich bringt. Irgendwie beschleicht mich der Gedanke, dass
es doch keine so gute Idee war, weg von all dem Stress zu flüchten. Ich beiße in mein Brot und vertreibe den unangenehmen Gedanken. Doch immer wieder muss ich an meine frühere Familie denken und bekomme schon nach einem Tag in der Wildnis Heimweh. Ich versuche, dieses Gefühl wegzuschieben, zu vergessen. Und es klappt.

Drei Tage später denke ich nicht mehr an die Menschen in der lauten Stadt und konzentriere mich auf mein Leben jetzt. Das Reh, das ich getroffen habe, ist jetzt mein Freund und vertraut mir. Regelmäßig kommt es mich besuchen.

Doch noch zwei Tage vergehen und es wird kälter und kälter. Irgendwann fällt sogar Schnee! In der Nacht ziehe ich mir die Plane über, doch die hilft nur wenig. Ich kuschele mich in meinen Schlafsack und versuche, mich aufzuwärmen. Ich sehe eine Bewegung aus dem Augenwinkel und schaue mich um. Mein Reh kommt auf mich zu und legt sich zu mir. Ich schmiege mich an meinen Freund. Er gibt mir von seiner Körperwärme ab, und schon wird mir wieder warm.

 

An einem Tag höre ich laute Knaller. Ich sehe auch ein paar Funken am Himmel. Muss Silvester sein. Schon  wieder denke ich an die Leute, die Kinder in meiner Schule und an meinen besten Freund. Die tollen Zeiten im Schwimmbad, im Kino... Die Lehrer an meiner Schule... jetzt ist der erste Januar und damit das Jahr 2030. Ich seufze und schaue mich um. Diese Lichtung ist mein Zuhause geworden. Das Reh ein Teil meiner Familie und der Schlafsack Alltag. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, das alles zu verlassen. Doch irgendetwas drängt mich zurück zu meiner Familie und meinen Freunden.  Irgendwie vermisse ich auch die laute und stinkende Müllabfuhr, die immer vor unserem Fenster hält. Das Piepsen war, genauso wie die große Eiche jetzt, mir  vertraut. Noch einmal schaue ich mich um, dann lege ich mich schlafen.

Am nächsten Tag werde ich von Sonnenschein, Kälte und einem sanften Schnauben geweckt. Ich blinzele und schaue meinem Waldfreund in die dunklen Augen. Ich setze mich auf und kraule das Reh hinter den Ohren. Dann krabbele ich aus meinem Schlafsack und nehme mir das letzte Stück Brot. Ich reiße ein Stück davon ab und gebe es meinem Freund. Ich hole meinen Geldbeutel hervor und betrachte ihn. Ich zittere. „Nach Hause“, denke ich unfreiwillig. Mir ist kalt und überall liegt
Schnee. „Ins warme Haus“, kommt mir der Gedanke. Ich reiße mich zusammen und packe meine Sachen ein. Ich rolle den Schlafsack zusammen und hänge ihn an meinen Rucksack. Mein Waldfreund schaut mich fragend und mit schief gelegtem Kopf an. Ich erkläre ihm: „Ich gehe nach Hause. Aber ich werde dich hier immer besuchen, okay?“ Das Reh schnaubt, scheint mit dem Kopf zu nicken und schnuppert noch einmal an meiner Hand. Dann trabt es in den Wald. Ich schaue
meinem Freund hinterher. Ich seufze und packe weiter meine Sachen zusammen. Meinen Tisch, den Spiritus-Kocher, den ich überhaupt nicht benutzt habe... warum hab ich ihn dann mitgenommen? Ich schüttele meinen Kopf und schließe meinen Rucksack. Ich setze ihn mir auf und mache mich auf den Weg zurück in die Stadt.

Eine halbe Stunde später erkenne ich die ersten Häuser. Nochmal zehn Minuten später biege ich in meine Straße ein. Ich bleibe vor meinem Haus stehen und muss mich zusammenreißen, nicht wieder weg zu laufen. Ich drücke die Klingel. Etwa fünfzehn Sekunden später wird die Tür aufgemacht und ich stehe meiner Mutter gegenüber. Diese ist für zwei Sekunden in Schockstarre, dann kreischt sie jedoch vor Freude und ruft: „Du lebst!“ Ich falle ihr in die Arme und drücke sie. Am liebsten
würde ich sie nie mehr loslassen. „Aber wie siehst du aus?“, sagt sie irgendwann zu mir und hält mich von sich, damit sie mich betrachten kann. Erst jetzt bemerke ich, dass sich in meinen Haaren lauter Blätter, Zweige und Erdkrümel verfangen haben. Ich schaue verlegen an mir herunter und sehe, dass auch meine Klamotten nicht mehr ganz sauber sind.

 

Einen Monat später habe ich bereits vierzehn-mal meinen Freund des Waldes besucht. Und eins habe ich auch bei meinen ersten Tagen zuhause gelernt: Zuhause bin ich freier als in der Wildnis. Dort draußen ist man nicht frei, denn man hat mehr Einschränkungen als zuhause. <3

Literaturpreis 2022

Wir sind sehr stolz, dass unsere Jury schon seit 16 Jahren professionell von einer Autorin unterstützt wird. In diesen Jarh wurde unser langjähriges Jurymitgleid Gebriele Beierlein verabschiedet. Wir freuen uns, Ilona Einwohlt als ihre Nachfolgerin gewonnen zu haben.

Gabriele Beierlein            Ilona Einwohlt

Hier ein paar filmische Impressionen der Preisverleihung: Film (4 Minuten)

Neben dem Preisgeld haben unsere Gewinnerinnen dieses Jahr die Möglichekeit gehabt, bei Radio Darmstadt (RaDar) ihre Texte aufzunehmen, zu schneiden und zu überarbeiten.

Die Texte wurden zu einem zweistündigen Radiobeitrag, der mehrfach bei RadaR gesendet wurde. Wir sind sehr stolz auf das Ergebnis, das sich wirklich hören lassen kann!

Hörproben aus der Sendung

Rieke Schuster "freie Wildnis" (3.Platz - Jahrgang 5&6)

 

Katharina und Charlotte "Endlich frei" (2. Platz - Jahrgang 5&6)

 

Tom Schmidt "frei"/"Lüftungsschacht 098" (1. Platz - Jahrgang 5&6)

 

Roya Sauer "frei, endlich frei" (3. Platz - Jarhgang 7-9)

war leider erkrankt

 

Lena Geyer "frei sein mit dir" (2.Platz - Jahrgang 7-9)

 

Ella Ziegert "Eleutheria" (1. Platz - Jahrgang 7-9):

 

Merlin Obst, Don Langer (Christian in Vertretung), Frederik Schmid "Grenzen sind zum Überschreiten da" (Sonderpreis Drama - E-Q-Phase):

 

Tim Hechler "Die Hochhäuser schmolzen hinter ihm" (3. Platz - E-Q-Pahse):

 

Vivien Meyer "Die Stimme" (2. Platz - E-Q-Phase):

 

Malak Aderounmu "noch ein text über gefühle" (1.Platz - E-Q-Phase):

 

 

Hier geht es zu den Leseversionen der Texte.

Cooming soon... die ganzen Texte als Hörversion.

 

 

Er war ein alter Mann und er fischte allein in einem Boot im Golfstrom, und seit vierundachtzig Tagen hatte er keinen Fisch gefangen.

Jeden Tag kehrte er mit einem leeren Netz nach Hause zurück und musste seine Familie enttäuschen, die sich nach einem Fang sehnte. Ein großer Druck lastete auf ihm, als er am fünfundachtzigsten Tag zum Meer zurückkehrte.

Er löste den Knoten, der sein Schiff an den Steg festband und stieg in das Boot hinein. Nun packte er die Ruder und ruderte aufs Meer hinaus.

Die Luft roch nach Salz und frischer Wind peitschte dem alten Mann um die Ohren.

Er kam nur sehr langsam voran. Seine Stärke war mit der Zeit geschwunden.

Das Schiff schaukelte leicht in den Wellen und der alte Mann bereitete alles für den Fischfang vor. Er legte die Netze aus und nahm seine Angelrute in die Hand. Danach konnte er nur noch abwarten. Und so wartete er Stunden lang, bis er die Sonne untergehen sah und es Zeit war zurückzusegeln.

Auf dem Rückweg begann es nach kurzer Zeit zu regnen und die zerfransten Klamotten des Mannes wurden vollkommen durchnässt. Seine Frau, sein Sohn und dessen Ehefrau machten sich große Sorgen, als sie ihn so zittrig und durchnässt sahen. Sie machten ihm sofort einen Tee und brachten ihn ins Bett.

Das Gewitter wütete und die Familie fror die ganze Nacht hindurch.

Am nächsten Morgen konnte der alte Mann nicht hinaus auf das Meer fahren, um Fische zu fangen. Er hatte sich etwas eingefangen und musste nun die nächste Woche im Bett verweilen. Doch dies plagte ihn nur umso mehr. Wie sollte er einen Beitrag leisten können, wenn er nur in seinem Bett verblieb?

Schließlich beschloss er doch noch, hinaus zu segeln. Ohne auf die Bitten seines Sohnes zu achten, der ihm draußen im Garten begegnete, lief er zum Steg am Sandstrand, löste das Seil und setze sich in das Boot. Es ist meine Pflicht, flüsterte er immerzu vor sich hin. Es war ein bewölkter Tag. Die Sonne strahlte leicht zwischen den Wolken hervor und nur eine kleine Brise zog über das Land. Der alte Mann saß in seinem Boot und hoffte auf einen Fang. Doch auch diesmal schwand seine Hoffnung, Stunde um Stunde mehr. Er brachte es nicht über sich, seine Familie erneut zu enttäuschen. Ich bin zwar alt, aber nicht zu alt, um mitzuhelfen. Voller Überzeugung sprang er von seinem Boot in die Wellen hinein. Das salzige Wasser drang in seine Augen und seine Kleider zogen ihn nach unten, doch trotzdem er hielt Ausschau nach den Fischen.

Der alte Mann spürte, wie der Wasserdruck ihm zu schaffen machte, in seinen Ohre piepte es schrill, während er keinen einzigen Schwarm in greifbarer Nähe zu Gesicht bekam. Luft, ich brauche Luft!, schrie sein Gehirn. Da konnte es der Mann nicht weiter aushalten. Er strampelte wild mit den Beinen, um die Wasseroberfläche zu durchbrechen. Ein paar Sekunden später tauchte er auf und klammerte sich an sein Boot fest, das seine Fingerknochen heraustraten und weiß wurden. Mit großer Anstrengung kletterte er wieder in sein Boot. Vielleicht bin ich doch ein wenig zu alt, um tauchen zu gehen, dachte er.

Den Rest des Tages sah er aufs Meer hinaus und grübelte vor sich hin.

Noch in der selben Nacht kehrte er heim. Seine Frau stürzte ihm entgegen und schimpfte, wie leichtsinnig es doch sei krank hinaus zu fahren, um zu fischen. „Dir hätte weiß Gott was passieren können!“, warf sie ihm vor. Der alte Mann bemerkte, wie viel besorgter sie um ihn war als um den Fischfang. In dieser Nacht traf er den Entschluss, nicht mehr aufs Meer zu fahren, um zu Angeln, sondern um sich zu entspannen und gelassener und ruhiger zu werden. Seiner Familie wollte er anderweitig mit kleinen Gesten helfen. Doch vorerst würde er seinen Sohn den Fischfang lehren, auf das sein Wissen ihm eine Stütze sei.

Mein neuer Chauffeur, der Herr Opossum,

ist ein ganz besonderer Genosse.

Steig' ich ins Auto ein, oh Graus:

das Polster schaut durch den Stoff heraus.

Was ist denn in der Box auf dem Sitz?

Das sind die Mäusescheibchenchips.

 

Steigt der Herr Opossum ein,

wollen auch die Kinder rein.

20 sind es an der Zahl,

streiten sich bei der Sitzplatzwahl.

 

Endlich sind sie angeschnallt

(bzw. haben sich festgekrallt)

und machen einen Heidenlärm.

Den Papa scheint's nicht zu stör‘n.

 

Doch hebt Opossum da den Kopf

und sieht dort am Himmel den Milan;

er stellt sich an,

er stellt sich tot,

die Zunge ist rot.

Und fällt auf den Autohupknopf.

 

Hupend steht das Auto da,

da kommt die Polizei, tatütata,

und will den Führerschein sehen!

Ich denk': "Jetzt ist's um uns gescheh’n“

Opossum hat sich eingekriegt,

obgleich er noch auf dem Sitze liegt,

denn Polizei ist nicht sehr nett,

weil der Fahrschein, der ist weg.

 

Dies Treffen war nicht sehr erfreulich,

doch der Polizist,

der hatte einen Schwips.

Und nach einigen Lügen

(er ließ sich sehr leicht trügen)

ließ er uns geh‘n, zu unserer Freude.

 

Nun fahren wir endlich los, hurra!

Doch's nächste Problem, das ist schon da:

Die Kabel am Motor sind abgekaut,

damit ha‘m sich die Kinder einst selber betraut.

Zum Glück ist Papa klug genug

(der ist Maschinist vom 2. Beruf),

die Reparatur ändert alles hieran,

denn nun springt der Motor wieder an.

 

 

Los geht's, durch Flur und Wald,

die Kinder sind müd' und schlafen bald.

dann geht's auf Asphaltgebau;

doch bald stehn' wir im Autostau!

 

Eigentlich ist es doch gemütlich.

Naja, ich bin ja auch begnüglich.

Doch das Ganze hat 'nen Haken:

das Opossum will nicht warten!

 

Drum lenkt es trotz meiner Wehr

das Auto aus dem Straßenverkehr.

Wir holpern also querfeldein weiter;

die Kinder sind erwacht und sehr heiter.

 

Ich hab's kommen seh‘n, den platten Reifen,

Opossum braucht noch Zeit zum Begreifen.

Autohüfpen hat ihm Spaß gemacht,

hat Risiken wohl nicht bedacht.

 

Der Reifen wird notdürftig geflickt,

Das Ersatzrad ist daheim, verflixt.

Deshalb müssen wir nun heimwärts fahren,

zurück durch all die Gefahren.

 

Zum Glück kommen wir auf halbem Wege

zur Autowerkstatt von Herrn Kegel.

Herr Kegel wechselt uns das Rad,

denn er hat stets eins parat.

 

Opossum ist bester Ausflugsstimmung,

doch die Kinder bringen ihn zur Besinnung.

Die wollen nämlich trotzdem heim

und Papa lenkt schließlich ein.

 

Auf dem Weg nach Hause

geraten wir unter Regens Brause.

Scheibenwischer gehen nicht,

ebenso wenig das Scheinwerferlicht,

und weil es an den Scheiben rinnt,

es Opossum bald die Sicht wegnimmt.

 

Plötzlich geht es steil bergab,

es kracht, es spritzt, und wir sind nass.

Dann treiben wir also auf dem Fluss,

und weil Opossum beschäftigt sein muss,

schalt' ich den Deutschlandfunk ein.

Doch er wollt' lieber hr1.

 

Wir schimpfen und zanken fürchterlich

Bis Opossum aufs Gerät schlägt und spricht:

"Deutschlandfunk ist mir nicht gut genug!"

Doch leider ist das Radio nun kaputt.

 

Wir fahren weiter die Strömung hinunter;

auf einmal sind die Kinder ganz munter:

wir treiben zu aufs offene Meer,

da waren die Kleinen schon ewig nicht mehr.

 

Das Wasser hat leider viel zu viel Kraft,

zu wenden haben wir nicht mehr geschafft.

Wir treiben weit weit weg vom Land

wo mein Zuhause sich befand.

Und, zu allem Überfluss

die Sippe seekrank werden muss.

 

Nichts passiert für ein paar Stunden,

dann haben wir eine Insel gefunden!

Ein paar Bäume wachsen dort,

nichts andres gibt's an diesem Ort.

 

Gefangen bleiben wir für alle Tage,

deshalb kann ich dir nur raten:

Lass dich nie auf ein Opossum ein!

Wenn du es befolgst, würd' ich mich freu‘n.

Das Coronavirus

Originaldokument: Das Coronavirus_AzraHavvaGunay.docx

Vor 5 Jahren ist dieser Virus auf unserer Welt entstanden. Seit dem muss man
den Mundschutz mit Essen kaufen. Geld wirkt nichts. Menschen töten sich, um
Essen zu finden! Seit 4 Jahren sagen die Ärzte, dass sie ein Hilfsmittel gegen
das Coronavirus finden aber das haben sie noch nicht gefunden. Es gibt fast
niemand mehr der den Virus nicht hat. Eine von diesen bin ich. Ich habe den
Virus nicht. Es ist schwer Essen zu finden. Früher habe ich immer mein Essen
gekocht und danach etwas auf YouTube angeschaut aber jetzt habe ich kein
Wasser, um Essen zu kochen und auf YouTube habe ich schon alle Videos geguckt. Ich gucke jetzt nur
noch auf Nachrichten, ob etwas Neues mit dem Coronavirus ist. Manchmal kommen meine Freunde zu
uns aber bevor sie reinkommen, müssen sie sich testen, ob sie Infiziert sind oder nicht. Der Test dauert
ca. 1–2 Minuten. Wenn sie nicht infiziert sind können sie reinkommen. Alle können leider nicht rein, weil
die Bundeskanzlerin es so gesagt hat. Es dürfen nur 2 Personen ein Raum betreten. Wenn sie
reinkommen muss jeder von sich selber etwas mitbringen damit wir es essen können. Aber leider seit
einer Woche kommt niemand mehr denn einer meine Freunde hat Fieber, Kopfschmerzen, Niesen und
Husten . Ich wünschte, dies Virus wäre weg oder die Ärzte finden ein Hilfsmittel. Es ist besser, wenn sie
ein Hilfsmittel finden, weil manche Menschen sowie meine Eltern
und Geschwistern sind noch nicht tot aber infiziert. Egal ob
infiziert oder nicht bleib bitte zu Hause. Wenn ihr infiziert seid,
wollt ihr bestimmt niemand mehr anstecken und auch wenn ihr
es wollt tut es bitte nicht. Es gibt Menschen, die noch nicht
infiziert sind und es auch nicht wollen also bleib bitte zu Hause.

Als ich aufwache, ist die andere Seite des Bettes kalt.

Schnell schlage ich die Augen auf, in der stillen Hoffnung mein Gefühl habe mich getäuscht und in Wahrheit sei alles so wie immer und die kalte Hälfte warm. Während ich noch mit schweren Lidern blinzele, schleicht sich die Erkenntnis in meinen Kopf und flüstert mir Dinge zu, die ich nicht hören will:

„Es ist deine Schuld. Du hast nicht richtig aufgepasst. Das alles wäre nicht passiert, hättest du besser Acht gegeben…“

Das Herz bleiern, lasse ich die Beine über die Bettkante fallen. Mit einem dumpfen Schlag landen meine Füße auf dem Teppich. Ich erhebe mich und beginne das Haus zu durchsuchen; nur noch ein Fünkchen Hoffnung ist in mir.

Leere, wohin ich auch komme. Wie könnte es auch anders sein? Schwermütig lasse ich die Finger an der Wand entlanggleiten, die raue Tapete unter ihnen. Sehnsüchtig werfe ich einen Blick auf die verstaubten Familienfotos, auf denen noch alles in bester Ordnung war. Doch die diebische Zeit schlug ein wie eine Bombe und nichts war mehr an seinem Platz. Dinge verschwanden, und nicht nur Dinge, bis schließlich nichts mehr übrig war. Seither bin ich allein.

Nein. Noch bin ich nicht ganz allein, noch nicht. Trotz all der Ereignisse in vergangenen Tagen, ist mir Stella noch geblieben. Ich dachte immer, das könne mir nichts in der Welt nehmen.

Ich gehe aus der Haustür, um der Stille zu entfliehen; die Angst vor einer endgültigen Einsamkeit noch immer dicht auf den Fersen. Als ich die Stufen nach unten stolpere, trete ich ins Nichts. Ich strauchele. Beinahe falle ich. Klammere mich am Geländer fest, wie an einem Rettungsring.

Die Zeit reicht nicht, mich von dem Schreck zu erholen. Tick, tick, tick. Sie rennt. Fließt wie Sand durch meine Finger. Versickert wie Wasser im Grund.

Im Gemüsebeet finde ich sie nicht. Auch nicht hinter den Mülltonnen. „Weiter!“, zwinge ich mich. Mein Kopf will vorwärts, mein Herz will zerbrechen. In tausende Splitter. Bersten, explodieren und einfach aufgeben. Wo kann sie nur sein? Sie ist nicht hinter den Büschen. Nicht zwischen den Blumen.

Der Garten verschwimmt vor meinen Augen, ich spüre etwas Nasses auf meiner Wange. Meine Hände zittern, meine Knie wollen nachgeben. Ich kann nicht mehr weiter. Sinke auf den Boden. Bis auf mein Schluchzen ist noch immer nichts zu hören, doch die Stimmen in meinem Kopf drohen mein Trommelfell zu zerreißen. Ich versuche sie zu ersticken, die Tränen beiseitezuwischen, meine Beine zu zwingen, mich weiter zu tragen. Doch je mehr ich mich erheben will, desto stärker werde ich zu Boden gedrückt.

Bittersüß und salzig laufen Tränen über mein Gesicht. Tropfen auf meine Hände, wässern den Boden und verfangen sich in meinen Haaren. Ich kann mich nicht wehren, kann es nicht stoppen.

Da findet ein Geräusch seinen Weg durch die Stille aus Verzweiflung, die mich umgibt. Erst nur ganz leise. Dann immer lauter. Ich konzentriere mich. – Es ist ein Bellen. Durch den Schleier vor meinen Augen versuche ich auszumachen, woher es kommt. Da – eine Bewegung.

Das nächste, das ich spüre, ist eine kleine Zunge, die mein Dasein als Springbrunnen beenden will und versucht, die salzigen Tränen zu fangen. Doch ich weine weiter, immer weiter, vier Pfoten in meinem Schoß. Tränen der Erleichterung rinnen über meine Wangen. Sanft streiche ich über den Verband an einer der Pfoten; den Hinweis auf einen gebrochenen Knochen. Es scheint als wäre er verheilt.

Mein Herz steht still und schlägt gegen meine Rippen. Meine Freude ist unbeschreiblich groß. Die Tränen laufen nur so aus meinen Augen, tropfen in das Fell; auf die Nase um die ich so viel Angst hatte. „Stella“, schluchze ich und presse den kleinen Beagle an mich, als würde ich ihn nie mehr loslassen wollen. Und das will ich auch nicht.

„Willst du mit zu mir kommen? Wir könnten zusammen Mathe lernen.“, fragte mich meine beste Freundin Julia.

„Kann nicht. Du weißt doch, dass meine Eltern bis Samstag in Berlin sind.“, antwortete ich bedauernd.

,,Ja und? Umso besser, dann musst du nicht alleine zuhause sein.“, sagte Julia grinsend, total begeistert von ihrer eigenen Idee.

„Ich bin nicht alleine, ich habe dir doch erzählt, dass ich solange bei meiner Oma bleibe.“

„Stimmt, hast du mir ja erzählt.“ Sie ließ die Schultern hängen.

„Ich schreibe dir aber später noch, versprochen!“, schob ich hinterher, als ich ihren enttäuschten Gesichtsausdruck sah.

,,Na gut. Dann halt ein anderes Mal.“ Sie umarmte mich schnell und rannte dann zu ihrer Bahn, die schon gehalten hatte. Ich winkte Julia noch hinterher, mein Bus kam eh erst in 15 Minuten.

Langsam setzte ich meine Beine in Bewegung und lief zur Haltestelle. Ich steckte die Hände in die Taschen, heute war einer der kältesten Tage seit langem. Jedenfalls kam es mir so vor. Ich kuschelte mich in meinen dicken Schal, den Oma mir zum Geburtstag gestrickt hatte. Mir gefiel der Schal, weil er schön groß war. Außerdem schmiegte sich die weiche Wolle an meine Wangen, was ihn nicht nur zu einem tollen Versteck für mein Gesicht machte, sondern auch wirklich warm hielt.

Als ich um die Ecke bog, stand der Bus schon da. ,Hä, seit wann kommt der denn zu früh?´, fragte ich mich. ‚Ist ja eigentlich umso besser.‘

Ich hatte nämlich echt keine Lust, wie letztes Mal 20 Minuten in der Kälte auf den verspäteten Bus warten zu müssen.

Da ich meine Hände schon tief in meinen Taschen hatte, griffen meine Finger automatisch nach meiner Jahreskarte. Doch da war nichts. Meine Finger griffen ins Leere. Hektisch kramte ich weiter, mein Herzschlag wurde schneller. Ich warf einen Blick in meine Taschen, doch sehen konnte ich sie auch nicht. Da war nichts. Außer ein benutztes Taschentuch und meine FFP2-Maske.

Da fiel es mir ein. Meine Karte war in der anderen Jacke. Bei dem Regen am Morgen hatte ich mich für meine Regenjacke entschieden und das Ticket vergessen. Och nee! Wie konnte mir sowas Doofes passieren? Mann!

Aber es brachte nichts, sich aufzuregen. Das brachte meine Karte auch nicht dazu, zu mir zu fliegen. Jetzt musste ich mir ein Ticket kaufen. Beim Gedanken daran, mit dem grummeligen alten Busfahrer reden zu müssen, wurde mir übel. Konnte ich nicht einfach Schwarzfahren? Nein, würde ich erwischt werden, wäre es noch schlimmer. Wahrscheinlich würde mich auch noch die Polizei einsammeln, und mit ernsten Polizisten hatte ich noch weniger Lust zu reden.

Ich holte tief Luft, setzte schnell meine Maske auf, wickelte mir meinen großen Schal noch einmal um den Hals, und ging langsam die Stufen hoch. Ich starrte auf den Boden und mit leiser Stimme murmelte ich: ,,Eine Kinderfahrkarte bitte“ und versteckte mich noch ein bisschen tiefer in meinen Schal.

„Geht´ s noch leiser?“, fragte der alte Busfahrer gereizt. Erschrocken hob ich meinen Kopf. Mein Herz begann schneller zu schlagen und meine Hände wurden feucht.

„Hallo, ich rede mit dir.“, sagte er langsam und mit lauter Stimme. Ich schaute ihm kurz in die Augen, doch blickte gleich wieder nach unten und vergrub meine Hände noch etwas tiefer in meinen Taschen.

„Eine Kinderfahrkarte bitte.“, wiederholte ich diesmal etwas lauter und mit zitternder Stimme.

„Mädchen du musst lauter reden, ich verstehe dich nicht! Oder nimm die blöde Maske ab, wenn du nicht laut genug reden kannst!“, maulte er mich an. Ich zuckte zurück, mein Gesicht noch immer versteckt von meiner Maske und von meinem Schal.

„Hallo, geht es bitte etwas schneller? Du bist hier nicht die einzige im Bus!“, hörte ich eine weibliche Stimme hinter mir. Ich drehte mich langsam um und sah eine alte Dame, die sich auf ihren Stock stützte und mich genervt ansah.

„Tut mir leid.“, flüsterte ich und schob mich an ihr vorbei nach draußen. Mir war zum Heulen zumute.

An diesem Tag lief ich nach Hause.

Everything different 

 

The news travelling worldwide: 

a virus we never heard of before 

remember the last time being outside? 

No, not anymore 

 

Learning strange terms, 

we never thought we needed, 

but here we are, wishing back the norms 

and living our lives on repeated 

 

Lockdowns and masks are well-known things, 

not travelling and visiting 

is cutting off our wings, 

so the most valuable rule is distancing 

 

Blaming others for the situation, 

but solidarity is what we need 

to prevent our earth from collapsing 

you have to start adapting, 

because the numbers took speed 

and always remember your last location 

 

Not only now, but forever 

this will strengthen our society 

and saying ‘Hate will never 

be my priority.’ 

 

Not being selfish, 

but reaching out to the helpless 

and acting like sisters and brothers, 

always supporting others 

 

Sharing new invented vaccines 

to make some progress, 

but somehow poor countries fighting the disease 

are still not able to have success 

 

Surviving a pandemic 

is a story we will tell our kids, 

a memory that remains epic 

and so many things the government forbids 

 

 

Imagine the whole world grounded 

and New York City not being crowded, 

you think it is impossible 

well, CoVid was unstoppable 

 

Having virtual classes and not seeing your friends, 

was one of many side effects. 

You thought this was the end? 

We all did, 

when just another wave hit, 

which was mutated 

 

We were taking control of something we weren't prepared, 

but tried to manage it because we all shared 

the same situation and prayers, 

today this is what scares 

 

But we stick together and wait 

till' there is an update 

telling us 'everything different' 

is over and now irrelevant. 

Für besserse Leserlichkeit und Formatierung: Everything Different_Madhivadhana-Ramesh_ohne Preis

 

Everything Different
by Madhivadhana Ramesh (11 years old)

 

In the year 2031 scientists invented a real
time machine. There was a girl named
Christina. She was an adventurous girl. She
wanted to use the time machine to go to the
future.
One day she sneaked into the lab where they
kept the time machine. She was almost caught,
but luckily he was saved by a glass bottle that
fell and broke. It distracted the guard on
duty. Christina found the time machine and
tried to operate it, but she could not do it.

Then she found a manual and worked out what she had to do. She got into the
time machine and entered the time.
Only a few seconds later, she was in the year 3845. She looked around and
everything was different. She was astonished by the technology they had. She
wanted to find herself but she could not because she was dead by then. But
Christina was a spirited girl so she said to herself: “I am not dead yet so I
might as well enjoy this now.”
She wandered through the city with her open mouth. She saw robots and
people wearing exoskeleton. “I want an exoskeleton too”, Christina said to
herself. She asked some people where she could buy an exoskeleton. She knew
she was in Japan but she could not understand what they were saying. But she
could understand that they were not speaking Japanese.
So she went on exploring the city. She was tired and hungry and wanted to eat
something. Therefore, she went into a grocery store, took a cart and filled it
with a lot of things, but when she went to the counter she stopped, because no
one was paying with cash or card. They were paying with their hands. When it
was her turn, the lady, who was sitting at the counter, told her to show her
hand. But when she did, the lady at the counter asked her where her chip was.
Christina asked: “What chip?”.
The lady was surprised and called the police. After some standard questions,
the police took her to the police station; the policemen were robots. When she
was sitting in the police station, a young girl came. The girl showed the police a
kind of paper and then the police let Christina go. When the girl talked to
Christina, she knew her name. Christina was astonished that she obviously
knew her. The girl said that she was her grand-grand-grand-daughter. Her
name was Melina. She told her that she should go back because it was
dangerous to stay in the future for too long. Christina went back, astonished
and hungry. Years later, Christina told her children and grandchildren what
she had in the future. Everything had been so very different.