Daniel Kovacs: Einen Tag 18

Einen Tag 18
„Happy birthday to you, happy birthday lieber David, happy birthday to you!“, sangen wir laut. „Jetzt darfst du die Kerzen auspusten und dir was wünschen“, sagte Mama. Als David die 8 Kerzen auf seiner bunten Geburtstagstorte auspustete, seufzte er kurz und rief: „Ich wünsche mir, für einen Tag 18 zu sein.“
Als er das sagte, dachte ich nach, wie es wohl wäre, wenn dieser Wunsch in Erfüllung ginge. Ich schloss die Augen und stellte mir meinen Bruder mit 18 vor.
Nachdem der Wecker nicht mehr aufhörte, laut zu klingeln, zwängte sich David halb verschlafen aus dem Bett. Nervös suchte er sein letztes Paar saubere Socken im Kleiderberg. Nach einem kurzen Riechtest entschied er sich, den Pulli von gestern erneut anzuziehen. Jetzt blieben nur noch 5 Minuten, bis er losfahren musste. Ein kurzer Blick in den Spiegel verriet, dass er seinen Bart rasieren müsste. Jetzt kam die Fragealler Fragenauf, soll er essen oder seinen Bart rasieren? David entschied sich, zu essen und das Frühstück mit einer Dose Cola runterzuspülen. Hastig schnappte er sich den Autoschlüssel und sprang in seinen alten VW Polo. Plötzlich merkte er, dass er nur noch wenig Benzin im Tank hatte. Zeit und Geld zum Tanken hatte er aber nicht. Knapp schaffte er es noch zur Werkstatt, wo er gerade sein Praktikum machte.
“Kovacs, Sie sind schon wieder 15 Minuten zu spät“ schimpfte der Chef. Davidmerkte, dass einige Kollegen ihn etwas komisch anschauten. Wahrscheinlich lag es an seinem strubbeligenBart. „Morgen muss ich mich rasieren“, dachte er und machte sich an die Arbeit. Er hatte das Glück, dass er bei der Reparatur eines kaputten Motors helfen durfte. Es erinnerte ihn daran, wie er als Kind seine Spielzeugautos immer wieder auseinander-und zusammengebaut hat.
Nachdem er den Motor reparierte, war schon fast die Hälfte des Tages um. Als er dann endlich Mittagspause hatte, ging Davidzum Thai-Laden gleich um die Ecke. Dort bestellte er eine knusprige Ente mit Reis und Gemüse. Nachdem er das Menü gegessen hat, sah er,dass er nur noch 2 Minuten Zeit hat, um wieder in der Werkstatt zu sein. Mein Bruderbezahlte schnell und sprintete zurück zur Arbeit. Er kam zwar pünktlich an, war aber sichtlich außerAtem. Als nächstes pumpte er die Reifen eines MercedesGLC 63 4MATIC+ auf. Gern hätte er dieses Auto gegen seinen alten VW Polo getauscht. „Naja, vielleicht mit 28“, dachte er. Als er mit dem Mercedes fertig wurde, war sein Praktikumstag schon um.
Nachdem David seine Jacke anzog, ging er zu seinem VW Polo und fuhr zu seinem Lieblingsfitnessstudio. Dort angekommen trainierte erArme und Beine. Nach ungefähr einer Stunde war er erschöpft vom Trainieren und fuhr zu uns nach Hause.
Gemeinsam gingen wir in ein nobles Restaurant, um Davids 18. Geburtstag zu feiern. Vor dem Restaurant trafen wir Davids Freundin und gingen rein. Ich bestellte mir eine Cola und ein Rumpsteak, Mama Wein und Lachs, Papa ein großes Bier und eine Schweinshaxe. David trank zum ersten Malein Glas Wein und aß Schnitzel mit Bratkartoffeln. Zufrieden lächelte er seine Freundin an, die an ihrem Salat knabberte. Nach dem Festessen gab es für jeden von uns eine große Portion Eis.
Später gingen David und seine Freunde ins Kino, um einen Film ab 18 anzuschauen.Stolz zückte er seinen Führerschein, als der Ticketverkäufer nach seinem Alter fragte.
„Daniel, Daniel, träumst du schon wieder?“ hörte ich Mama rufen. „Möchtest du einStück Kuchen?“ fragte sie. Während ich den Zitronenkuchen aß, beobachte ich David. Ich freute mich, dass er doch erst 8 ist, weil ich so mit ihm noch vielZeit verbringen kann. Ich fragte ihn: „Warum wünschst du dir das?“ David antwortete sofort: „Weil mit 18 ALLES ANDERS ist“.

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