Katharina Watzel: Mein Chauffeur, das Opossum

Mein neuer Chauffeur, der Herr Opossum,

ist ein ganz besonderer Genosse.

Steig’ ich ins Auto ein, oh Graus:

das Polster schaut durch den Stoff heraus.

Was ist denn in der Box auf dem Sitz?

Das sind die Mäusescheibchenchips.

 

Steigt der Herr Opossum ein,

wollen auch die Kinder rein.

20 sind es an der Zahl,

streiten sich bei der Sitzplatzwahl.

 

Endlich sind sie angeschnallt

(bzw. haben sich festgekrallt)

und machen einen Heidenlärm.

Den Papa scheint’s nicht zu stör‘n.

 

Doch hebt Opossum da den Kopf

und sieht dort am Himmel den Milan;

er stellt sich an,

er stellt sich tot,

die Zunge ist rot.

Und fällt auf den Autohupknopf.

 

Hupend steht das Auto da,

da kommt die Polizei, tatütata,

und will den Führerschein sehen!

Ich denk’: “Jetzt ist’s um uns gescheh’n“

Opossum hat sich eingekriegt,

obgleich er noch auf dem Sitze liegt,

denn Polizei ist nicht sehr nett,

weil der Fahrschein, der ist weg.

 

Dies Treffen war nicht sehr erfreulich,

doch der Polizist,

der hatte einen Schwips.

Und nach einigen Lügen

(er ließ sich sehr leicht trügen)

ließ er uns geh‘n, zu unserer Freude.

 

Nun fahren wir endlich los, hurra!

Doch’s nächste Problem, das ist schon da:

Die Kabel am Motor sind abgekaut,

damit ha‘m sich die Kinder einst selber betraut.

Zum Glück ist Papa klug genug

(der ist Maschinist vom 2. Beruf),

die Reparatur ändert alles hieran,

denn nun springt der Motor wieder an.

 

 

Los geht’s, durch Flur und Wald,

die Kinder sind müd’ und schlafen bald.

dann geht’s auf Asphaltgebau;

doch bald stehn’ wir im Autostau!

 

Eigentlich ist es doch gemütlich.

Naja, ich bin ja auch begnüglich.

Doch das Ganze hat ‘nen Haken:

das Opossum will nicht warten!

 

Drum lenkt es trotz meiner Wehr

das Auto aus dem Straßenverkehr.

Wir holpern also querfeldein weiter;

die Kinder sind erwacht und sehr heiter.

 

Ich hab’s kommen seh‘n, den platten Reifen,

Opossum braucht noch Zeit zum Begreifen.

Autohüfpen hat ihm Spaß gemacht,

hat Risiken wohl nicht bedacht.

 

Der Reifen wird notdürftig geflickt,

Das Ersatzrad ist daheim, verflixt.

Deshalb müssen wir nun heimwärts fahren,

zurück durch all die Gefahren.

 

Zum Glück kommen wir auf halbem Wege

zur Autowerkstatt von Herrn Kegel.

Herr Kegel wechselt uns das Rad,

denn er hat stets eins parat.

 

Opossum ist bester Ausflugsstimmung,

doch die Kinder bringen ihn zur Besinnung.

Die wollen nämlich trotzdem heim

und Papa lenkt schließlich ein.

 

Auf dem Weg nach Hause

geraten wir unter Regens Brause.

Scheibenwischer gehen nicht,

ebenso wenig das Scheinwerferlicht,

und weil es an den Scheiben rinnt,

es Opossum bald die Sicht wegnimmt.

 

Plötzlich geht es steil bergab,

es kracht, es spritzt, und wir sind nass.

Dann treiben wir also auf dem Fluss,

und weil Opossum beschäftigt sein muss,

schalt’ ich den Deutschlandfunk ein.

Doch er wollt’ lieber hr1.

 

Wir schimpfen und zanken fürchterlich

Bis Opossum aufs Gerät schlägt und spricht:

“Deutschlandfunk ist mir nicht gut genug!”

Doch leider ist das Radio nun kaputt.

 

Wir fahren weiter die Strömung hinunter;

auf einmal sind die Kinder ganz munter:

wir treiben zu aufs offene Meer,

da waren die Kleinen schon ewig nicht mehr.

 

Das Wasser hat leider viel zu viel Kraft,

zu wenden haben wir nicht mehr geschafft.

Wir treiben weit weit weg vom Land

wo mein Zuhause sich befand.

Und, zu allem Überfluss

die Sippe seekrank werden muss.

 

Nichts passiert für ein paar Stunden,

dann haben wir eine Insel gefunden!

Ein paar Bäume wachsen dort,

nichts andres gibt’s an diesem Ort.

 

Gefangen bleiben wir für alle Tage,

deshalb kann ich dir nur raten:

Lass dich nie auf ein Opossum ein!

Wenn du es befolgst, würd’ ich mich freu‘n.


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