Im Zeitraum vom 09.Oktober bis 14.Oktober 2018 fand auf dem Messegelände Frankfurt die Frankfurter Buchmesse 2018 statt. Am Dienstag war der Zugang nur Journalisten und über das Online-Formular akkreditierten Personen gewährt. Die darauf folgenden drei Tage durften auch noch Fachbesucher das Gelände betreten, doch wie ich es erfuhr, konnte jedermann ein Fachbesucher-Ticket für ab 19€/Tag kaufen. Am Wochenende ermöglichte der Veranstalter auch Privatpersonen den Zutritt.
Die Aussteller samt ihrer Veranstaltungen verteilten sich in mehreren Hallen. Doch, die für die Allgemeinheit interessantesten Aktionen geschahen in den Hallen des Bereichs drei & vier. Vorab erhielt man nach einer Registrierung auf der Webseite der Buchmesse zahlreiche Informationen über Workshops, Vorlesungen oder Autogrammstunden. Dieses Jahr beschäftigten sich viele Unternehmen mit der Frage, warum heutzutage weniger Menschen lesen und wie diese wieder auf unterschiedlichsten Wegen (z.B. über einen Blog, Newsletter oder soziale Medien) beziehungsweise mit der seit Ende Mai in Kraft getretenen DSGVO. Falls dich die Thematik interessiert, wieso immer weniger Menschen Bücher lesen, dann empfehle ich dir meinen Blog-Beitrag!
Ansonsten traf man während eines Rundgangs auf alles, das im Entferntesten mit dem Thema Lesen, aber auch Druck zusammengehört – dazu zählen Kalender oder Gesellschaftsspiele. Ein Unternehmen hatte es sich zum Ziel gesetzt den in der Regel wissenschaftlichen Unterricht anschaulicher zu gestalten. Dazu erstellte es Animationen über bspw. den Aufbau des Herzens mit passenden Rätseln oder Fragen. Doch beim Ausprobieren fand ich heraus, dass der Informatik-Ordner keinen Inhalt bot. Wissenswert ist auch, dass dieses Angebot Geld kostet.
Ein anderer Hersteller produziert Lautsprecher für Kinder. Um Inhalte zu hören, muss das Gerät erstens mit dem Internet verbunden werden, damit zweitens die Geschichten heruntergeladen werden nachdem eine separat erhältliche Figur auf das NFC-Feld gestellt wurde. Es gibt bereits Figuren, wie die Maus mit dem Elefanten/ Janosch/ Prinzessin Lillifee, die abhängig von ihren Einstellungen Geschichten erzählen, Musik spielen oder Wissen vermitteln. Zusätzlich gibt es sogenannte Kreativ-Toonies, die mit der eigenen Stimme besprochen werden können. Das Audiosystem ist mit unterschiedlich farbigen Stoff bezogen. Dadurch werden Stöße oder Stürze weitestgehend verringert. Ein Touchscreen gibt es nicht, stattdessen benutzt man die Öhrchen zum Verändern der Lautstärke oder klopf an die linke/ rechte Seite zum Vor- bzw. Zurückspulen. Auch als MP3-Player kann diese Box genutzt werden, da ein Klinkenanschluss vorhanden ist. Im Gegensatz dazu ist die Verbindung mit einem anderen Gerät per AUX-Kabel oder Bluetooth nicht möglich. weiterlesen
Es ist immer wieder derselbe Traum. Derselbe unüberwindbare Fluss. Er endet nirgendwo, er fängt auch nirgendwo an. Er ist breit und schnell. Die Strömung reist alles mit sich, was sich ihr in den Weg stellt. Kleine, flache Steine, dürre Stöcke und dicke, starke Zweige, Alles wird fortgespült, wie verschlungen von der Kraft des Wassers. Ich kann den Fluss nicht überwinden. Ich kann nur auf meiner Seite des Ufers stehen und warten. Warten auf Hilfe. Warten auf Trost. Warten auf Hoffnung. Ich habe Angst einzuschlafen, den Traum wieder zu träumen. Ich wache dann auf, schmiege mein Gesicht in das Kopfkissen und weine. Weil ich eben weinen muss. Einsamer als der einsamste Mensch. Wenn ich meinen Freunden in der Schule von meinem Traum erzähle, sagen sie nur: „Ja, ja“. Weil sie eben „Ja, ja“ sagen, Sie verstehen mich nicht. Sie wollen mich nicht verstehen. Nur das Gute und Glückliche interessiert sie, dem Traurigen kehren sie den Rücken zu, verschließen sich vor der Wahrheit. Lachen, machen ihre Schulaufgaben und spielen. Machen einfach weiter, als wäre nichts passiert. Als würde das, was sie ignorieren, nicht existieren. Der Fluss in meinem Traum: Wie meine Probleme und Ängste. Ich kann mich ihnen nicht stellen. Ich bin zu schwach, viel zu schwach. Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr ignorieren. Kann nicht mehr warten. Allein? Nein, allein schaffe ich es nicht.
Doch ich bin nicht allein! Sie ist da, immer. Ich habe so oft vergessen, wie dankbar ich ihr dafür bin. Sie baut mir die Brücke, hilft mir bei schwierigen Entscheidungen und lehrt mich, auf mein Herz zu hören. Ich kann auf die andere Seite des Ufers. Neues kennenlernen und meinen Sorgen die Zunge rausstrecken. Sie tröstet mich, wenn ich traurig bin. Ist augenblicklich da, wenn es mir nicht so gut geht. Bringt mich zum Lachen, wenn ich weine. Sie geht mit mir durch dick und dünn. Ist witzig, verrückt auf ihre eigene Art und Weise und hat ihre eigene Moral. Sie ist meine Brücke und -ja, das weiß ich jetzt- deshalb ist sie meine beste Freundin.
Es machte kurz „Baff“ und schon stand ich auf einem Bürgersteig.
Um mich herum war alles in dem Licht einer Straßenlaterne gehüllt. Suchend blickte ich mich um. Keine einzige Menschenseele war weit und breit zu sehen. In der Ferne hörte ich Motorenlärm näher kommen. Die Straße wurde nun von Autoscheinwerfern zusätzlich erhellt. Schnell versteckte ich mich hinter einem Auto. Ein dunkelgrüner Volkswagen hielt vor einem großen Backsteinhaus mit weißen Sprossenfenstern, mehreren Giebeln und Erkern. Das Haus war, wie alle Häuser hier, mit hohen Hecken und Mauern umgeben. Aus dem Auto stieg ein gutgebauter Mann, Marke Basketballspieler. Er hatte honigfarbende Haare, die im Licht der Straßenlaternen glänzten. Er trug einen Frack, versehen mit einem Orden. Überrascht schnappte ich nach Luft. Keinen Meter von mir entfernt stand Henry Harper und so, wie es aussah, wollte er Liv gerade für einen bevorstehenden Ball abholen. Henry schlug die Fahrertür zu und ging hastig auf die Haustür zu. Erst jetzt sah ich sein Gesicht.
Beinahe wäre mir ein entsetzter Schrei herausgerutscht. Sein Gesicht hätte ich mir nie im Leben so vorgestellt. In dem Buch hat er graue Augen, ein markantes Gesicht, einen hellen Teint und ein makelloses Gesicht. Hier, in der Wirklichkeit, hatten seine Augen die Farbe grüngrau, sein Gesicht war leicht gebräunt und auf gar keinen Fall markant! Auch der Rest seines Gesichtes war anders. Unterhalb der rechten Schläfe hatte Henry eine 2 cm lange Narbe, die bis unters Auge führte. Seine Lippen waren schmale, dünne Striche und kein bisschen voll.
Nachdem er geklingelt hatte, erklang ein gedämpftes „Ding Dong“ und keine fünf Sekunden später wurde die Tür geöffnet. Ich hörte eine männliche Stimme, die irgendetwas zu der in der Tür stehenden Person sagte. Leider verstand ich nicht, was sie sagte. Das Einzige, was ich dann hörte, war das darauf folgende, mädchenhafte Kichern. Von meinem Versteck aus sah ich leider nicht, wer dort kicherte, aber ich vermutete, dass es Liv war. Vorsichtig schlich ich mich näher an das Haus heran.
Was ich sah, ließ mich leise aufkeuchen. Liv, die wunderschöne Liv, hatte ein langgezogenes Muttermal an ihrer Wange, was aussah wie ein großer Dreckfleck und um ihren Mund herum sah ich Spuren von Blut. Ihre so wunderschön beschriebenen Haare waren fettig und hatten einen undefinierbaren Blondton, der so gar nichts mit dem strahlend weißblonden Haar zu tun hatte, der im Buch beschrieben wurde. Ich sah wortwörtlich der nackten Wahrheit ins Gesicht. Frustriert und enttäuscht ließ ich mich an der Autotür nach unten rutschen, auf den kalten Asphaltboden.
Ich habe dieses Experiment gewagt, weil ich mehr über die Personen herausfinden wollte, die ich glaubte so gut in Büchern kennen zu lernen. Mir ein besseres Bild von all dem machen wollte. Gerade mit Liv hatte ich mich so verbunden gefühlt und ich konnte mich in vielen Bereich mit ihr identifizieren.
Jetzt wünschte ich mir nur, ich hätte es nie getan. In Verzweiflung stieß ich einen kleinen Schrei aus und schloss die Augen. Als ich sie fünf Sekunden später öffnete, spürte ich nicht mehr den kalten, harten Boden unter mir. Nun saß ich auf einem Kissen, in den Händen das Buch. Ich war umgeben von Holzwänden, die ein Rechteck bildeten. Ich war wieder zurück! Ich saß im Schrank, in den mich der Meister geschickt hatte. Irgendwie hatte er es geschafft, ohne sichtbare Lichtquelle im Schrank Licht zu schaffen. Dann blickte ich das Buch an, das auf meinen Oberschenkeln lag. Es hatte irgendwie an Glanz verloren. Wie bei einem blitzblanken Fenster, auf das sich allmählich Staub legt. Seufzend stand ich auf und klopfe mir die Beine ab. Mit dem Buch in der Hand verließ ich den Schrank.
In der Woche vom 10. Oktober bis einschließlich 15. Oktober 2017 fand auf dem Gelände der Frankfurter Messe die 68. Frankfurter Buchmesse statt. Am 10. Oktober öffnete der Veranstalter jedoch nur Fachbesuchern, dazu zählen Reporter, Journalisten und akkreditierte Personen (uns), seine Türen.
Der Tag begann mit einer 60-minütigen, aber durchaus informativen Pressekonferenz in einem großen Saal. Damit jede anwesende Person etwas verstehen konnte, erhielt man bei Bedarf Kopfhörer, die das Gesprochene in einer anderen Sprache wiedergaben nachdem es die Person in einem schalldichten Raum übersetzte. Viel konnte ich mir über die letzten vier Monate nicht behalten, bis auf die Tatsache, dass es sich bei 80% der verkauften Büchern um phyische Versionen handelt, das heißt nur 20% sind eBook-Reader-Versionen. Anschließend mussten sich die Redner den Fragen des Publikums stellen, wobei es an manchen Stellen deutlich wurde, dass nicht alle hier anwesenden Personen hauptberuflich Journalisten sind. Zum Beispiel tätigte eine Person eine Aussage statt einer Frage, wobei erst am Ende deutlich wurde, dass es sich um eine Aussage handelt. Dennoch begrüße ich es sehr, dass der Veranstalter jedermann die Chance für einer Berichterstattung gibt, sobald man irgendeine journalistische Tätigkeit nachweisen kann. Dadurch wächst die Menge von Berichten, wodurch sich der einzelne Leser seine eigene Meinung bilden kann. Außerdem stellten zwei Schülerinnen einer Frankfurter weiterführenden Schule eine interessante Frage, die lautete: „Glauben Sie (=Redner), dass das 80:20 Verhältnis in den nächsten Jahren unverändert bleibt oder mehr Bücher in Läden/ als eBook-Version gekauft werden?“ Die Antwort auf die Frage weiß ich leider nicht mehr.
Die Messe in den Hallen 3.x war bis auf ein paar wenige Ausnahmen noch im Aufbau, weshalb wir den Großteil unserer Zeit im Raum des diesjährigen Gastlandes, nämlich Frankreich, verbrachten.
Dort stempelten wir zuerst mit bisher unbenutzten Stempeln das Wort „Google“. Anschließend reisten wir in die Zeit zurück, zu Zeiten, als der Buchdruck die einfachste Methode war seine Schriften zu vervielfältigen. Ein sehr netter Herr erklärte und zeigte uns die zum Druck notwendigen Schritte an einem Ausstellungsstück. Mich überraschte die doch große Präsenz von iPad-Geräten, Beamern, Computern und VR-Brillen. An einem Stand hatte man die Idee Comics weiterhin als physische Version zu verkaufen, aber auch sie als Fotostrecke auf Instagram zugänglich zu machen. Dabei ist die Frage durchaus berechtigt, wie sich das Projekt finanzieren wird, da sich die meisten Menschen vermutlich für die kostenlose Instagram-Fassung entscheiden werden. Eventuell finanziert sich das Projekt durch Werbung, die es auf seiner Seite schaltet.
Wie es um die Finanzierung zweier auf der Buchmesse vorgestellten Apps steht, bereitete mir kein Kopfzerbrechen, da es möglich ist die App oder Teile (=In-AppKäufe) nur gegen Bezahlung anzubieten. Die erste App erzählte ihre Geschichten ohne Animationen (und ohne Text), weil die Geschichte selbst ein überdimensionales Panorama ist – kurzgesagt man streicht von rechts nach links, wodurch einzelne Ausschnitte des Panoramas sichtbar werden. Die Geschichten der zweiten App werden durch ein einfaches Tippen auf das Display fortgesetzt. Zu Beginn der Beispielgeschichte war der komplette Bildschirm dunkel. Dann erschien eine Person in einem Raum, die sich durch jede erneute Berührung des Displays im Haus fortbewegt.
Zu guter letzt beschäftigten wir uns mit einem analogen digitalen Buch. Hierbei handelt es sich um ein physisches Buch, bloß ohne Inhalt. Dieser wird erst durch einen Beamer auf die Seiten projiziert. Blättert man um, so erscheint auch ein anderer Text oder ein anderes Bild/ Video/ Anmeldeformular (leider nicht ausfüllbar). Wahrscheinlich war dieses Buch einer eine Spielerei, da uns kein anderes mögliche Anwendungsgebiet als das Museum eingefallen ist.
Mein Gott wohnt hier nicht
Die Enge der Bücher
Der Druck des Staubs
Die dunklen Katakomben.
Sind sein Gefängnis. Gekettet ans Kreuz.
Ich nenne ihn Pan, denn man kann ihn überall finden.
Ich nenne ihn Pan, denn ich brauche einen Namen.
Das Leuchten der Blumen,
Der Duft des Frühlings,
Die offenen Asphaltwüsten
Sind die Tempel, die von seiner Größe künden.
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O, wie sehr fürchte ich ein Lichtstrahl zu sein
O, wie sehr fürchte ich ein Lichtstrahl zu sein.
Mit der Zeit zu reisen. Den Schmerz der Sehnsucht nicht zu kennen.
Im Glück & Leid im Hier & Dort zugleich zu schimmern,
Und doch nicht wissen was ich misse.
Vielleicht bin ich Licht; weiß nicht was ich misse und fühle das Missen umso mehr.
Und vielleicht vergehe ich, wenn ich etwas berühre.
Wirklich berühre.
Und es bleibt nur Schatten.
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Dasein
Da-Sein, Hier-Sein;
- das heißt Dort-Sein,
Fort-Sein;
nicht DA-Sein
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Angst. Sie nagt.
Zuerst an den Ideen,
dann am Vorangehen,
schließlich im Stehen.
Deine Haut wird dir selbst zum Fraß vorgeworfen; und,
weil du schon immer fleißig warst,
verschwindet
Stück um Stück,
immer mehr:
nicht nur von dir, nein,
nagend ist der Gedanke, der
alles um dich herum
ineinander fließen lässt.
Das Letzte, was dir bleibt
ist die Grenze zwischen dir
und der Welt,
doch immer mehr
und immer wieder,
wird sie von dir bloßgestellt.
Angst. Sie nagt, sie beißt.
Stück um Stück,
Biss um Biss,
lässt sie dich nicht mehr los und wird
ein treuer Begleiter.
Es tut so weh
zu sehen, dass alles anders ist:
Als in meinen Vorstellungen
die Maschine geölt war
und jetzt nur noch quietscht.
Wie ein Vogel, der verlernt hat
zu fliegen;
Und ich?
Ich kann es einfach nicht.
Und ich warte, warte und
warte, bis die Grenze endlich bricht.
Halten gibt es für mich nicht,
glaube ich.
Laufend wie ein Aquarell,
läuft die Zeit plötzlich ziemlich schnell.
Angst. Sie nagt, sie beißt, sie kratzt.
An der Oberfläche,
geht immer tiefer,
bis zum Kern.
Man will jeden Makel entfern.
Man grübelt,
ich zweifle:
Ob ich's noch kann?
Weiß ich nicht mehr.
Woher?
Die Hoffnung nur nehmen.
Wenn es so einfach wär',
dabei wünschte ich so sehr,
weg zu sein
An einem Ort, den niemand kennt.
Der nur mir gehört,
mir Sicherheit beschwört.
An die See, die mir Glück anschwemmt
und wo mir der Sand die Füße verbrennt.
Ich wünschte,
ich könnte mich einfach so entscheiden,
denn ich würde so gern bleiben,
wie ich war.
Angst. Sie nagt, sie beißt, sie kratzt, sie gräbt.
Löcher,
tief und tiefer, schwarz und schwärzer.
Ich werde blind vor Ahnungslosigkeit.
Keine Ahnung.
Wer da vor mir im Spiegel steht.
Keine Ahnung.
Was ich tu' wenn mein Schiff bald untergeht.
Keine Ahnung.
Wo die nächste Hoffnung wartet,
während meine Lunge so unglaublich sinnlos atmet.
„Viele Schulen – Ein Buch“: Die LuO-SchreibKunst-Schülerin Fátima Haji berichtet über ein Literatur- und Geschichts-Projekt rund um das Jugendbuch „Der Pfad. Flucht in die Freiheit“ von Rüdiger Bertram, organisiert von der Lesepunkte-Redaktion des Zentrums für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln. Alle 30 Schüler*innen aus sechs Schulen in NRW, Hessen und Bayern hatten zuvor ein Exemplar des 2017 veröffentlichten Jugendbuchs erhalten und gelesen und trafen sich nun für drei Tage in Köln, um dort miteinander darüber ins Gespräch zu kommen.
Unterstützt wurde dies durch den Stifterverband und die Klaus-Tschira-Stiftung.
Am 08.03.2018 fuhr ich gemeinsam mit vier weiteren Schülern der Jahrgangsstufe 8-11 aus der Lichtenbergschule Darmstadt – begleitet von unserer Lehrerin Frau Sachse - nach Köln zum Projekt „Viele Schulen, ein Buch“ . Mit kurzem Abstecher auf den Kölntriangel mit Panorama-Ausblick auf Köln und einem darauffolgenden Rundgang durch die Stadt ging es zum Zentrum für LehrerInnenbildung (ZfL) der Universität zu Köln.
Wir lagen relativ gut in der Zeit, sodass wir die hervorragende technische Ausstattung im Konferenzraum nutzten, um unsere Fragen für das Autorengespräch kooperativ vorzubereiten. Nachdem auch die Delegationen der anderen fünf Schulen aus Köln und Bayern eingetrudelt waren, setzten wir uns in einen Kreis und begannen mit Spielen, um uns untereinander besser kennenzulernen. Ebenso sammelten wir in immer wieder neu durchmischten Kleingruppen Fragen, die wir dem Autor gerne stellen wollten. Nach der Kennenlernrunde gab es einen kleinen Imbiss, bei dem man sich noch näher kennenlernen konnte, zumal nun klar war, wem welcher Gastpartner zugeordnet worden war. Es ergaben sich Gespräche zwischen Schülern und Schülern, Lehrern und Lehrern aber auch zwischen Lehrern und Schülern. Mit vollem Magen ging es danach zur Universität zu Köln, wo der Autor Rüdiger Bertram bereits auf uns wartete. Er erzählte uns - gestützt durch gutes Bildmaterial wie auch mit direktem Bezug zum Buch „Mein Weg über die Pyrenäen- Erinnerungen 1940/41“ von Lisa Fittko-, wie es dazu kam, das Jugendbuch „Der Pfad. Eine Flucht in die Freiheit“ zu schreiben und das wichtige Thema von Fluchtrouten speziell über die Pyrenäen in der NS-Zeit aufzugreifen. Aufgrund der Aktualität des Themas stellten sich viele die Frage, ob die Veröffentlichung , ein von der NRW-Filmförderung unterstütztes Projekt, in einem Zusammenhang mit dem erhöhten Fluchtaufkommen der Jahre seit 2015 steht.
Vor Ort war ebenso die ARD-Journalistin Antje Deistler, die das Gespräch moderierte und im Anschluss an die Präsentation und Lesung Fragen stellte. Schnell aber übernahmen die Schüler ihre Rolle und stellten sogar noch deutlich kritischere Fragen. Nachdem Rüdiger Bertram alle Fragen beantwortet hatte, signierte er unsere Bücher und stand für weitere Gespräche zur Verfügung. Unser Mitschüler Gero nutzte sofort die Gelegenheit und lud ihn ein, auch mal nach Darmstadt zu kommen, um an unserer Schule, einer Europaschule, eine Lesung zu diesem spannenden Thema zu gestalten. Spät am Abend endete der erste Tag und es ging zur Gastfamilie, wo sich noch lange Gespräche entwickelten, um mehr voneinander zu erfahren.
Früh am Morgen ging es dann weiter in die Stadt, wo wir uns im NS-Dokumentationszentrum (EL-DE-Haus) trafen. Dabei stellten wir Bezüge zum Buch her, da dieses ja die Flucht eines Jungen in der Zeit des Zweiten Weltkriegs thematisiert, dessen Vater während der Flucht von der GESTAPO verhaftet wird. Dort erhielten wir, aufgeteilt in zwei große Gruppen, eine Führung durch die Gedenkstätte. Bei dem EL-DE-Haus handelt es sich um ein ehemaliges Büro der GESTAPO, welches ebenso im Keller als ein Hausgefängnis für Zwangsarbeiter genutzt wurde. Nachdem wir einen Eindruck erhalten hatten, wie die NS-Zeit in Köln war sowie hautnah sehen konnten, unter welchen Umständen Zwangsarbeiter in Gefangenschaft gehalten wurden, ging es mit einer praktischen Aufgabe im Lernlabor weiter. In diesem erarbeiteten wir spielerisch die Geschichte des Lebens einer Zwangsarbeiterin und visualisierten sowohl die erfreulichen (vor der Verhaftung) als auch die bedrückenden Facetten ihres Lebens in Form eines Bildes.
Am Nachmittag ging es zurück in das ZfL , um dort zu Mittag zu essen. Danach ordnete sich jeder einem der drei Workshops zu: Schreib-, Illustrations- oder Theaterworkshop. Letzteren besuchte ich, da ich hoffte, mit diesem hinsichtlich meiner Abbiturprüfung in Darstellndem Spiel hilfreiche Eindrücke erhalten zu können.
In dem Workshop probierten wir unterschiedlichste theatralische Aufgabenstellungen aus. Dabei legten wir den Fokus darauf, entscheidende Szenen aus dem Buch einzubinden. Nach sehr erfolgreicher Arbeitsphase beendeten wir den Tag mit einem Abendessen. Danach ging es für manche zurück zur Gastfamilie oder man konnte noch bleiben, um zusammen einen Film zu schauen. Es handelte sich dabei um die Verfilmung des autobiographischen Romans von Joseph Joffo „Ein Sack voll Murmeln“, der die Flucht zweier jüdischer Brüder aus Paris erzählt.
Am nächsten Tag ging es mit gepackten Koffern zurück zum ZfL , wo wir in den Worksshops weiter an unserer Vorführung übten. Nach einer kurzen Probe und weiteren Abklärungen begann schon die Präsentationsrunde, bei der die jeweiligen Gruppen ihre Workshops präsentierten. Der Schreib-Workshop trug seine Texte vor, der Illustrations-Workshop zeigte seine Bilder und mein Theater-Workshop spielte die Szenen vor. Insgesamt waren alle Präsentationen sehr eindrucksvoll. Die Texte, Bilder und Fotos von der Theatergruppe werden am 25.04.2018 bei der Ausstellung zum Buch „Viele Schulen, ein Buch“ im ZfL vorgestellt.
Um die drei Tage zusammenzufassen und ein Fazit aus dem Projekt zu ziehen, kann ich sagen, dass es im Gesamten sehr gelungen war, da ich in vielen Bereichen an Erfahrung(en) gewinnen konnte. So war es das erste Mal, dass ich die Chance erhielt, mit einem Autor, dessen Buch ich gelesen hatte, ins Gespräch zu kommen und dadurch viele Fragen, die ich mir im Laufe des Buches gestellt hatte, geklärt zu bekommen. Des Weiteren konnte ich durch den Theater-Workshop ein paar Tipps erhalten, die ich hinsichtlich meiner Theaterprüfung im Hinterkopf behalten werde. Und als letztes habe ich neue Freundschaften knüpfen können, auf die ich bei einem Besuch in Köln immer wieder zurückgreifen kann. Außerdem freuen wir uns auf ein Wiedersehen, vielleicht bei einer mit den Lesepunkten organisierten Lesenacht in Köln und auf jeden Fall auf der Frankfurter Buchmesse. Nebenbei konnte ich Köln als Stadt kennenlernen. Ein daher insgesamt tolles, gesellschaftlich relevantes Projekt, bei dem ich immer wieder teilnehmen würde.
Ein Gedicht des SchreibKünstlers Nils Schäfer (9. Klasse der Lichtenbergschule Darmstadt), das im Rahmen des Köln Projekts „Viele Schulen – ein Buch“ der Lesepunkte-Redaktion und in Auseinandersetzung mit Rüdiger Bertrams Jugendbuch „Der Pfad. Flucht in die Freiheit“ am 8.-10. März 2018 in der Schreibwerkstatt mit Stefanie Boor (Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln) entstanden ist:
Wenig Steuern zahlen
Unabhängige Wahlen
Du bist kein Staatsproblem
Dein Leben angenehm
Die Freiheit unterbunden
Die Angst dreht ihre Runden
Ich leb´ ganz verschlossen
Werd´ mental beschossen
Du trägst den Judenstern
Das sieht Vater Staat nicht gern
Dein Leben ist nichts wert
Deine Würde verletzt
Deine Familie entehrt
Deine „Rasse“ versetzt
Ich lebe einen Alptraum
Wünsche mir Freiraum
Die Hoffnung auf Frieden
ging sich verabschieden,
stattdessen muss ich losziehen
um vor euch noch zu fliehen
Ein Gedicht der SchreibKünstlerin Paulina Dauth (7b der Lichtenbergschule Darmstadt), das im Rahmen des Köln Projekts „Viele Schulen – ein Buch“ der Lesepunkte-Redaktion und in Auseinandersetzung mit Rüdiger Bertrams Jugendbuch „Der Pfad. Flucht in die Freiheit“ am 8.-10. März 2018 in der Schreibwerkstatt mit Stefanie Boor (Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln) entstanden ist:
WIESO?
REICH VOR ARM → WAFFEN VOR SCHUTZ
GROß VOR KLEIN → BÜRGER VOR FLÜCHTLING
WEIß VOR SCHWARZ → GEFÄNGNIS VOR GERECHTIGKEIT
ALT VOR JUNG → KRIEG VOR FRIEDEN WIESO?
Paulinas Reflexion für die Ausstellung im Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln über ihre Gedanken zum Buch:
„Als ich mich mit der Thematik des Buches auseinandergesetzt habe, stellte ich mir die Fragen: Wieso? Wieso mussten so viele Menschen fliehen? Was haben sie falsch gemacht? Hat die Welt überhaupt darüber nachgedacht, was passiert ist? Diese Gedanken habe ich in einem Gedicht aufgegriffen.“