Fantas Tisch

Meine Damen und Herren!

Liebe LehrerInnen, liebe PreisträgerInnen und liebe auch irgendwie wichtige JurymitgliederInnen!

Dieser Beitrag, so klein er auch ist, soll euch zwischen den ernsten, interessanten und bestimmt auch sehr schönen anderen Texten nur ein Grinsen (oder vielleicht auch ein kleines Lächeln, je nachdem wie erwachsen und würdevoll ihr seid) auf euer Gesicht zaubern. Wenn der Leser besonders humorvoll ist, ist es vielleicht schon um ihn oder sie oder es (wir wollen ja kein Geschlecht benachteiligen) geschehen.

Die anderen Jurymitglieder denken sich jetzt: „Dieser Schreiberling nimmt sich aber viel heraus“ oder einfach „Nett“, wie gesagt, es ist eine Frage der Einstellung. Die Deutschlehrer unter euch denken sich noch dazu: „Rechtschreibfehler, Punktabzug, schreckliches Kind!“ (nichts gegen euch persönlich, es liegt einfach am Beruf). Aber ALLE, und wirklich ALLE sollten sich jetzt denken: „der Text ist wirklich toll, sogar fantastisch, aber was hat dieser Text mit dem Thema zu tun?“.

Keine Sorge, da komme ich ins Spiel: Ich möchte euch die Geschichte von Fantas Tisch erzählen. Nein, ich meine nicht die Dekoidee beim Depot, sondern das (bald) beliebte Märchen! Noch nie davon gehört? Naja, ist ja auch kein Wunder, das hier ist ja auch die Erstauflage. Aber da ich jetzt professionell Spannung aufgebaut habe (oder den ein oder anderen zu Tode gelangweilt habe – Leichentransport unter 069 65601152) kommt jetzt das Märchen:

Es war einmal, vor langer Zeit, weit, weit weg von der LuO, in einem grausamen Land Namens Darmstädter Hauptbahnhof, auch bekannt als „Terror der Pendler und unschuldigen Schüler“, oder nur „Ihr-Zug-hat-zwanzig-Minuten-Verspätungsland“ eine facettenreiche, fahrige, faire, familiäre, fantasievolle, freie und fleißige Flasche Fanta, mit dem feurigen Namen „Fürstin Fanta“. Fürstin Fanta stand feudal im Getränkeautomaten neben einem großen Laden mit der Aufschrift „Nanu-Nana“. Ihr bester Freund, eine leere Dose Sprite mit dem sprudelndem Namen „Sir Sprite“, hatte es da nicht so gut. Er stand beim Ditsch gegenüber auf der Theke und wurde tagein, tagaus mit kleinen, runden Metallteilchen mit Zahlen drauf beworfen. Fürstin Fanta fand ihn sehr bemitleidenswert. Aber Fürstin Fanta verwendete auch viel Zeit darauf sich selbst zu bemitleiden. Ihr großer Traum war es nämlich, auf dem unerreichbaren Kaffeetisch neben dem Getränkeautomaten zu stehen. Dort würden sie alle Flaschen aus der verfeindeten Sippe der Bio-Limonaden sehen können und sie würden sie brennend beneiden. Meistens war es aber andersrum, denn die Nachfrage nach Bio-Limonade war in letzter Zeit rasant gestiegen. Die Wandelnden die vorbeikamen um sich etwas zu trinken zu holen, schauten immer sehnsüchtig auf sie, entschieden sich aber immer für die Bio-Limonade oder ein Wasser. Warum, wusste Fürstin Fanta nicht.

Lange Zeit tat sich also nichts zur Sache und Fürstin Fanta wurde von Tag zu Tag flauer und farbloser. Ihr einst so fabrikneues orangenes Etikett löste sich langsam ab und sogar ihr feuriges Temperament, auf das sie so stolz gewesen war, drohte zu erlöschen. Es stand also wirklich schlimm um unsere faszinierende Freundin. Noch nicht mal der sonst so sprudelige Sir Sprite konnte sie trösten, denn sein Inhalt war ausgeschüttet worden.
Doch eines Tages veränderte sich die vertraute Umgebung des Hauptbahnhofs. Die Wandelnden, die sich sonst immer hektisch an ihr vorbeibewegten, wurden weniger und stattdessen kamen viele andere Gestalten, die Fürstin Fanta prompt „Die Blauen“ nannte, denn sie alle waren fast überall mit blauem Zeugs bedeckt. Die Blauen machten sich gegenüber vom Ditsch zu schaffen, wo sie begannen die anderen Automaten zu öffnen und alle Fanta Flaschen herauszunehmen und durch Bio-Limonaden zu ersetzten. Ihr Ziel, auf dem sonnenbeschienenen Tisch zu stehen, rückte in weite Ferne. Die Sippe der Bio-Limonaden hatte gewonnen. Noch während sie die Blauen beobachtete, rief eine Stimme etwas in der Sprache der Wandelnden und alle hörten auf zu arbeiten und versammelten sich in kleinen Grüppchen. Ein solches Grüppchen kam auf sie zu. Hoffnung breitete sich in ihr aus, als einer der Blauen sie freundlich ansah. Aber sie verflog gleich wieder, als Fürstin Fanta merkte, dass er gar nicht sie, sondern die Bio-Limonade mit Lavendel-Wasabi-Thymian Geschmack neben ihr ansah. Der Blaue begann langsam den Automaten zu öffnen und Fürstin Fantas Deckel rutschte ihr ins Etikett. Niemals würde sie auf dem Tisch stehen, niemals von der Sonne beschienen werden. Alles war vorbei. Vorsichtig nahm der Blaue sie heraus. Jetzt würde sie für immer in einer dunklen Kiste liegen. Sehnsüchtig schaute sie ein letztes Mal zum wunderbaren Tisch rüber. Doch plötzlich merkte Fürstin Fanta, dass der Mann sie abstellte. Und zwar auf den Tisch. Fürstin Fanta stand da und war wie vom Etikett gehauen. Was war grad passiert? Offensichtlich hatte der Mann etwas mit ihr vor, sonst hätte er sie nicht auf dem Tisch abgestellt. Der Tisch…. Sie stand auf dem Tisch! Endlich stand sie auf dem wunderbaren, sonnenbeschienenen Tisch! Auf ihrem Traumtisch. Der Blaue räumte die anderen Fanta Flaschen in die Kiste. Als er fertig war, kam er zu ihr rüber, trank sie aus und stellte sie zurück auf den Tisch. Die Ehre, in einem Zug ausgetrunken zu werden, erfreute sie fast noch mehr als dass sie wieder auf dem Tisch stand. Glücklich schaute sie zu Sir Sprite rüber, der ihr sibyllinisch zurücklächelte. Er freute sich für seine Freundin, obwohl er nicht verstehen konnte, was sie an dem Tisch so toll fand. Aber das musste er ja nicht verstehen. Es war schließlich Fantas Tisch.

Das war das Märchen. Hat es euch gefallen? Sehr gut. Mir nämlich auch. Aber ich muss jetzt aufhören zu schreiben, weil ich Hausaufgaben machen muss (ein paar Lehrerpunkte einsammeln). Eine schöne Zeit, und ein schönes Wochenende euch allen! Adieu!

Ein sagenumwobener Schreiberling

©2019 SchreibKunst-Blog/ Paulina Dauth (8b)


Schreibe einen Kommentar